Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit zwar weiterhin den dritten Platz - der Abstand zu Primus Frankreich vergrößerte sich aber erneut. EY zählte dort zwar fünf Prozent weniger Vorhaben, aber immer noch 1194. Großbritannien folgt mit 985 Projekten (plus sechs Prozent). Die höchste Zahl ausländischer Investitionen in Deutschland hatte EY mit 1124 Vorhaben im Jahr 2017 verzeichnet. Vor der Corona-Pandemie 2019 lag die Zahl bei 971. EY führt die Studie seit 2006 durch. Angaben zum Investitionsvolumen wurden nicht gemacht.
EY-Chef: "Deutschland wird abgehängt"
Der Vorsitzende der EY-Geschäftsführung, Henrik Ahlers, hält den Rückgang für eine beunruhigende Entwicklung: "Das ist ein Alarmsignal. Deutschland wird abgehängt, andere europäische Standorte entwickeln sich viel dynamischer", mahnte er. Seit 2017 sei die Zahl der Investitionsprojekte in Deutschland um 35 Prozent gesunken, während Frankreich um 20 Prozent zulegte. "Frankreich ist der große Brexit-Gewinner. Deutschland hingegen hat sogar noch mehr Investitionen verloren als Großbritannien."
Gründe für Deutschlands schwaches Abschneiden seien die hohe Steuerbelastung, hohe Arbeitskosten, teure Energie sowie die Bürokratie im Land. "Das Ergebnis: Die Investitionen sinken, die Stimmung bei Verbrauchern wie Unternehmen ist im Keller, die Konjunktur entwickelt sich so schwach wie in keinem anderen Industrieland".
US-Investoren fahren Engagement zurück
US-Unternehmen waren vergangenes Jahr zwar immer noch die wichtigsten Investoren in Deutschland - die Zahl der Projekte schrumpfte aber um mehr als ein Fünftel. US-Investoren hätten den Standort zwar nicht abgeschrieben, das Vertrauen sei aber erschüttert. Top-Prioritäten sollte sein, dieses wieder herzustellen. Eine schnelle Erholung erwartete er aber nicht: "Die Probleme in Deutschland liegen tief und sind auch struktureller Art. Eine Trendwende wird daher nicht von heute auf morgen gelingen", sagte er. Notwendig seien eine Steuerreform und Bürokratieabbau. Ähnliches empfahl auch die OECD.