Kommunalpolitik Ein Brodführer will Landrat werden

Susann Eberlein
Mit Rückenwind in den Wahlkampf: Die CDU schickt Michael Brodführer (3. von links) ins Rennen um den Posten des Landrats. Foto: Susann Eberlein

Der Name Brodführer ist in der Kommunalpolitik in Südthüringen ein bekannter. Ein Mitglied dieser Schleusinger Familie hat aktuell ein Bürgermeisteramt inne und will für die CDU in einen Landratswahlkampf ziehen.

 
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Klaus (70 Jahre), Alexander (50) und Michael Brodführer (44) sind als Südthüringer Kommunalpolitiker der CDU seit vielen Jahren bekannt. Vater Klaus war von 1990 bis 2018 Bürgermeister von Schleusingen, der Heimatstadt der Familie Brodführer. Sohn Alexander hatte 2018 eben dort als Bürgermeister kandidiert, war aber in der Stichwahl André Henneberg (Freie Wähler) unterlegen. Seinen Bruder Michael hatte es dagegen aus familiären Gründen nach Bad Liebenstein gezogen, wo er mit seiner Frau Diana und den beiden gemeinsamen Kindern wohnt. Seit 2012 ist Michael Brodführer Bürgermeister von Bad Liebenstein und will im kommenden Jahr sogar Landrat werden – im Wartburgkreis. Nachdem er in der vorigen Woche seinen Hut für eine Kandidatur in den Ring geworfen hatte, hat Michael Brodführer am Samstag den nächsten Schritt auf diesem Weg getan. Die 66 stimmberechtigten Mitglieder des Kreisverbandes der Christdemokraten nominierten ihn zum Kreisparteitag im Kulturhaus des Eisenacher Ortsteils Neukirchen einstimmig als ihren Kandidaten für die Landratswahl, die voraussichtlich am 26. Mai 2024 stattfinden wird.

Die Familie gibt grünes Licht

„Das ist ein Vertrauensbeweis, den er sich erarbeitet hat“, kommentierte Klaus Brodführer, der das Abstimmungsergebnis aus den Medien erfahren hatte, am Sonntag aus der Ferne, wohl wissend, dass dieser Schritt für seinen Sohn „im Falle einer Wahl bestimmt Einschränkungen im Privatleben nach sich ziehen“ wird. Denn als Bürgermeister sind die Arbeitstage lang, als möglicher zukünftiger Landrat des Wartburgkreises unter Umständen noch länger. Vor dem Start in den Wahlkampf um das höchste politische Amt im Wartburgkreis hatte daher nicht zuletzt die Familie von Michael Brodführer eine gewichtige Stimme. „Ich habe zuerst meine Frau gefragt, ob ich mich heute hier bewerben darf. Und ja, ich darf. Ich habe die Einverständniserklärung schriftlich vorliegen“, sagte der promovierte Jurist am Samstag mit einem Augenzwinkern.

Der aktuelle Amtsinhaber, Michael Brodführers Parteikollege Reinhard Krebs, kann nach 18 Jahren und damit drei Legislaturperioden im Amt nicht wieder zur Wahl antreten. Krebs wird im Februar 65 und erreicht damit vor der Wahl die Altersgrenze für Landräte und hauptamtliche Bürgermeister in Thüringen.

Der Wartburgkreis wird bereits seit über drei Jahrzehnten von der CDU geführt. „Wir haben uns mit der Problematik befasst“, hatte Brodführer bereits vor der Nominierung gegenüber unserer Zeitung gesagt, „und der Kreisvorstand hat entschieden, dass ich das machen soll“. Ob er angesichts des Höhenflugs der AfD – Stichwort Landrat Robert Sesselmann in Sonneberg – einen besonders heftigen Wahlkampf erwartet? „Auch in der Vergangenheit gab es Auseinandersetzungen in den Wahlkämpfen, wegen der besonderen Stimmungslage sind allerdings stärkere Kontroversen zu erwarten“, sagte Brodführer. Er habe sich lange bedeckt gehalten, weil er „unglaublich gerne Bürgermeister von Bad Liebenstein“ sei. „Wir haben aus einer schwierigen Lage heraus die Stadt in den vergangenen Jahren gemeinsam sehr gut entwickelt.“ Man lebe aber in unruhigen Zeiten, in der es auch im Kreis gut weitergehen müsse. Er sei bereit, dafür Verantwortung zu übernehmen, so Brodführer.

Eine Rückkehr in seine Heimat Schleusingen, in der er aufgewachsen ist, ist für Michael Brodführer aktuell aus gutem Grund kein Thema, weil sich sein Lebensweg anders entwickelt hat. „Wir fühlen uns als Familie hier sehr wohl“, sagte Brodführer auf Anfrage unserer Redaktion. In Schleusingen weilt er „leider nur noch sehr selten“, etwa aus familiären Anlässen oder zu anderen Feierlichkeiten wie Klassentreffen. „Das politische Geschehen im gesamten Landkreis Hildburghausen verfolge ich aber nach wie vor mit großem Interesse.“

Für die Landratswahlen im kommenden Jahr weisen der Wartburgkreis und der Landkreis Hildburghausen Parallelen auf. Denn auch im Landkreis Hildburghausen wird es aus Altersgründen einen Wechsel an der Spitze geben. Thomas Müller (CDU), seit 1994 Landrat, wird im April 65. Für die CDU tritt dann der Beigeordnete des Landkreises, Dirk Lindner an. Die Freien Wähler schicken ihren Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, Eisfelds Bürgermeister Sven Gregor, ins Rennen. Weitere Kandidaten gibt es bislang nicht.

Kandidiert Alexander Brodführer?

Ob Alexander Brodführer im Jahr 2024 erneut zur Bürgermeisterwahl in Schleusingen antreten wird, ist bislang nicht entschieden. „Das ist eine gute Frage“, sagte er am Sonntagnachmittag auf Anfrage und ließ sich nicht in die Karten schauen. Wer für die Christdemokraten kandidiere, dazu werde es erst noch Gespräche geben.

Im Wartburgkreis will die CDU auch im kommenden Jahr wieder stärkste Kraft werden, um die Geschicke des Landkreises weiter zu lenken. „Wir stehen heute richtig gut da und sind in vielen Zahlen führend. Das spricht für eine Politik, die Kurs gehalten hat und mit Vernunft und Pragmatismus gesteuert wurde. Die Zeiten sind aber schwieriger geworden. Corona, Energiepreise, Flüchtlinge: Eine Krise folgt der nächsten. Und wir werden mit immer mehr Regelungen überfrachtet. Es braucht einen Paradigmenwechsel“, sagte Michael Brodführer. Für den Wartburgkreis und seine Arbeit hat er konkrete Ziele, die unter anderem in Strategie-Workshops entwickelt wurden. Er strebe beste Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven für Jung und Alt an.

In seiner Bewerbungsrede skizzierte Michael Brodführer sieben Kernthemen. So wolle er sich auf das Bildungswesen, auf die nachhaltige, stabile Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen, auf die medizinische Versorgung, auf die Stärkung der Forschung und Entwicklung, auf die Kultur und Natur sowie auf die Integration von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland fokussieren. Letzteren Punkt bezeichnete Brodführer als Knackpunkt der Wahl. „Wir sind die Heimat der Fleißigen. Ohne zuverlässige Menschen, die ihrer Arbeit jeden Tag nachgehen, können die Angebote im ländlichen Raum nicht aufrechterhalten werden. Dafür brauchen wir gute Leute, qualifizierte Fachkräfte, unabhängig von der Nationalität. Wir müssen uns öffnen und uns internationaler aufstellen“, sagte er mit Blick auf den demografischen Wandel und den zu sichernden Wohlstand. Gleichzeitig stehe er dafür ein, die „ungeordnete Migration zu stoppen und falsche Anreize abzuschaffen“.

Vater und Sohn mittendrin

Auf dem Weg in die Zukunft teilt Michael Brodführer auch den Bürgern des Wartburgkreises eine aktive Rolle zu. „Der Staat kann nicht alles leisten. Wir müssen den Menschen etwas zutrauen und die Bremsen für gesellschaftliches Engagement lösen. Ich sehe uns als Gleisbauer. Wir legen die Schienen in die richtige Richtung, aber den Zug fahren die Bürger selbst“, sagte er. Als eben dieser Gleisbauer wolle er zum Beispiel komplizierte Regelwerke abschaffen, Satzungen entschlacken und Schwerpunkte setzen – und die Wertschätzung für die Aktiven, die Fleißigen in der Gesellschaft stärken.

Stärkste Kraft will die CDU bei den Kommunalwahlen 2024 auch im Landkreis Hildburghausen bleiben. Die Christdemokraten stellen den stimmberechtigten Landrat und haben die meisten mit elf von insgesamt 40 Sitzen – mittendrin: Klaus und Alexander Brodführer.

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