Um eines klarzustellen: Nicht jeder Betreiber eines italienischen Restaurants ist ein Mafioso. Das gilt sogar in Erfurt. Wobei es dort gar nicht so einfach ist, den Überblick zu behalten, welches Lokal in den Händen der Familie ist. Es wäre naiv zu glauben, dass die Mafia in den neuen Bundesländern nicht aktiv ist. Es ist schon auffällig, dass in den schön herausgeputzten Innenstädten im Osten Deutschlands die schönsten Häuser am Platz meist in italienischer Hand sind. Noch naiver wäre zu glauben, dass das Geld für die Sanierungen dieser Häuser allein aus legalen Quellen kam. Selbst ein Untersuchungsausschuss des Landtags kam zu dem Ergebnis, dass die deutsche Wiedervereinigung eine wahre Goldgräberstimmung bei der Mafia ausgelöst hatte. Da war ein ganzes Land, das nach Geld lechzte. In Thüringen, vor allem in Erfurt, wurden diese Zusammenhänge allzu lange ignoriert. Die Bürgermeister waren in einer Zwickmühle: Einerseits erwartete die Öffentlichkeit schnelle Fortschritte bei der Sanierung der Innenstädte, andererseits boten sich dafür oft Investoren an, bei denen nicht klar war, aus welchen Quellen das Geld kommt. Die Razzien am Mittwoch können daher nur ein Anfang der Aufarbeitung des Einflusses der Mafia in Ostdeutschland sein.