Kommentar Hasenfest vor Gericht

Ostern ist erst der Anfang: Im Mittelalter hatte man danach acht Tage frei. Bis Pfingsten war Frohlocken angesagt. Dumm nur, dass heute niemand mehr die Hintergründe der vielen Feiertage im Frühjahr kennt – deshalb wird ab Dienstag brav gearbeitet.

 
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Das Hasenfest haben wir hinter uns gebracht. Auf das folgt demnächst der Männertrunkenheitstag, und ein langes Wochenende schließt Ende Mai den Feiertagsreigen ab. Die freien Tage nehmen wir gerne mit, ihr Hintergrund ist uns im ach so christlichen Abendland recht egal.

Wer keinen deutschen Pass hat, muss vorsichtiger sein. Was ist Ostern? „Das Hasenfest“, meinte ein Flüchtling vor Gericht. Gelegentlich müssen Richter über Asylbewerber entscheiden, die zum Christentum übergetreten sind und einschätzen, ob der Glaube für den Betroffenen „ein zentrales Element seiner religiösen Identität“ bildet. „Wer war Martin Luther?“ Antwort: „Ein Papst.“ Diese Bewerberin erhielt den Flüchtlingsstatus, der Hasenfest-Mann nicht, berichtet Pfarrer Peter Oldenbruch im Deutschlandfunk.

Die meisten Menschen in diesem Land haben einen deutschen Pass und werden zum Glück nicht mehr befragt. Sie könnten bei besseren Kenntnissen sonst noch auf dumme Gedanken kommen: Im Mittelalter hatte man eine ganze Woche nach Ostern frei. Der freie Osterdienstag hielt sich noch lange. In Österreich schaffte ihn dann aber die katholische Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) ab, im protestantischen Preußen wurde er 1773 aufgehoben. An den Ostermontag hat sich 1967 die DDR gewagt und ihn ab 1968 zusammen mit arbeitsfrei an Himmelfahrt einkassiert. 1990 hatten die entkirchlichten Ostdeutschen dann das volle Hasenfest samt Montagsfrei zurück.

Mit Ostersonntag beginnt im Kirchenjahr die fünfzigtägige österliche Freudenzeit bis Pfingsten. So viel Frohlocken will heute nicht einmal die Gewerkschaft. „Weil die häufigen Festtage, statt dass sie das Volk frommer und gesitteter machen, nur verleiten, sich der Faulheit und den Ausschweifungen hinzugeben“, warnte ein Arzt im 18. Jahrhundert. Und so wurde von Ökonomen der fleißige Hase erfunden. Was ist aber eigentlich an Himmelfahrt mit dem passiert?

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