Kommentar Gewinner sind die Steinbacher schon jetzt

Ilga Gäbler

Sie sahen, hörten und staunten nicht schlecht, die drei internationalen Juroren, die die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in der vergangenen Woche nach Steinbach entsandt hatte. Das, was die Einwohner des Berg- und Messerdorfes ihnen im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis präsentierten, konnte sich in jedem Fall sehen lassen.

 
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Steinbach - Vier Stunden schauten sich die Juroren im Dorf um, waren mit Einwohnern, Vereinsvertretern, Unternehmern und kommunalen Verantwortungsträgern im Gespräch. Die Jury fand eine Kommune vor, in der das Leben pulsiert. Dafür sorgten und sorgen 13 rührige Vereine, die Kirchgemeinde, die Männer und Frauen von der Heimatstube oder etwa die Genossenschaft, die den „Grünen Baum“ mit saniertem Saal betreibt. Werden die Steinbacher gerufen oder stehen Höhepunkte wie der Jury-Besuch an, dann sind alle ruckzuck an Bord. Da wird nicht gemeckert, sondern angepackt.

So waren selbst die Insider überrascht, wie viele Veranstaltungen übers Jahr hinweg im Ort laufen – organisiert für alle. Ein Video, das die Steinbacher der Jury vorführten, zeigte das beeindruckend. Im Bergdorf mit seinen etwa 1000 Einwohnern ist von Januar bis Dezember immer was los. Hut ab!

Was machen die Steinbacher anders als andere? Man sagt ihnen landläufig nach, rau, herzlich und begeisterungsfähig zu sein. Da ist gewiss was dran. Aber es braucht mehr – zum Beispiel eine Verwaltung, die die Einwohner begeistern kann. Das scheint den Verantwortlichen im Bad Liebensteiner Rathaus zu gelingen. Auch in Steinbach gab es schmerzhafte Umbrüche und gibt es noch immer leerstehende Fabrikhallen und Wohnhäuser. Junge Leute zogen weg. Doch Verwaltung und Bürger setzten sich gemeinsam strategische Ziele. Ihr Motto: „Wir schmieden Zukunft“.

Neue Ideen, wie es im Ort vorwärts gehen kann, werden an den monatlichen Zukunftsstammtischen geboren. 26 solcher Gesprächsrunden mit den Einwohnern gab es bisher. Und sicher wären es noch mehr geworden, hätte es Corona nicht gegeben. Die Stammtische sind eine gute Form, die Bürger in Entscheidungen einzubeziehen und sie spüren zu lassen, ihre Vorschläge werden ernst genommen.

In Steinbach funktioniert die Dorfgemeinschaft noch, auch wenn das Dorf mittlerweile ein Bad Liebensteiner Stadtteil ist. Ein Grund mehr für Auswärtige, aber auch für junge Unternehmen wie die Stupps-Brauerei, sich hier anzusiedeln.

Die Chancen, den Europäischen Dorferneuerungspreis ins Bergdorf zu holen, stehen nicht schlecht. Verdient haben ihn die Steinbacher allemal.

Doch egal, ob es im Endeffekt klappt oder nicht: Gewinner sind sie schon jetzt.

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