Es gab Jahre, da schaute die Welt verwundert auf Deutschland. Da hatte das Land die Wiedervereinigung geschafft und stand wirtschaftlich solide da, doch trotzdem war die Stimmung schlecht. Wirtschaftliche Realität und das Gefühl schienen einfach nicht zusammen zu passen. In der Welt entstand der Begriff der German Angst. Nun wird aktuell niemand bestreiten, dass Deutschland mitten in einer tiefen Krise steckt. Doch das Land ist damit nicht allein. Die Folgen von Corona und der Krieg in der Ukraine bringen die gesamte Weltwirtschaft ins Wanken. Und doch scheinen viele Deutsche zu glauben, dass es sie besonders hart trifft. Und dieses Gefühl scheint im Osten ausgeprägter als im Westen. Dabei gibt es – sagen Ökonomen – keine Daten, die diese Angst begründen könnten. Der Osten ist – beim Blick auf die nackten Zahlen – nicht stärker von der Krise betroffen als der Westen. Das Problem: Ost- und westdeutsche Wirtschaftsgeschichte unterscheiden sich grundlegend. Den wirtschaftlichen Zusammenbruch der DDR haben hier noch viele Menschen im Gedächtnis. Diese Erinnerung macht Angst und treibt sie auf die Straße. Der Osten braucht daher eine Perspektive, die aufzeigt, dass sich die Ereignisse der 1990er-Jahre nicht wiederholen. Seite 3