Klimawandel Ist die Antarktis noch zu retten?

/Markus Brauer

Das Meereis der Antarktis schmilzt in einem besorgniserregenden Tempo. Nicht nur Kaiserpinguine und Wale sind in Gefahr, sondern der ganze Planet. Die Antarktis-Kommission soll Lösungen finden, aber steckt seit Jahren in einer Sackgasse. Wie geht es jetzt weiter?

 
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Kaiserpinguine im Weddellmeer. Im australischen Hobart startet die zweiwöchige Jahrestagung der Antarktis-Kommission CCAMLR. Foto: dpa/John Weller

Die Antarktis macht Experten in aller Welt zunehmend Sorgen. Im September wurde bekannt, dass die Ausdehnung des Meereises rund um den Kontinent einen neuen Tiefststand erreicht hat: nur knapp 17 Millionen Quadratkilometer, deutlich weniger als in den vergangenen Jahren im antarktischen Winter.

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Seit Montag (16. Oktober) ringen die für den Schutz der antarktischen Meeresfauna und Meeresflora zuständigen Regierungen im australischen Hobart erneut um konkrete Lösungen für den Schutz des Südpolarmeers. Bei der Jahrestagung der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) haben sie dafür zwei Wochen Zeit.

Wichtige Jahre des Wandels verschlafen

„In diesem Jahr verzeichnete das Südpolarmeer rekordverdächtig niedrige Meereisstände und bisher kaum vorstellbar hohe Temperaturen sowie den Tod von schätzungsweise 9000 Kaiserpinguin-Küken durch den Meereisverlust“, sagt die Expertin Andrea Kavanagh vom Pew Bertarelli Ocean Legacy Project.

Die Geschwindigkeit der Veränderungen in der Antarktis sei alarmierend, „aber noch alarmierender ist, dass CCAMLR in den letzten zehn Jahren keine Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ergriffen hat“.

Meeresschutzgebiete zum Schutz der Ökosysteme

Ein Gletscher im Weddellmeer: Eines der Hauptthemen der Jahrestagung der Antarktis-Kommission ist die Ausweisung von drei groß angelegten Meeresschutzgebieten, darunter im Weddellmeer. Foto: dpa/John Weller

Eines der Hauptthemen ist erneut die Ausweisung von drei großen Meeresschutzgebieten -sogenannten Marine Protected Areas, MPAs - in der Ostantarktis, im Weddellmeer und in den Gewässern der Antarktischen Halbinsel.

Wegen des Widerstands von Russland und China ist ein Durchbruch bisher immer gescheitert, zuletzt im Juni bei einer CCAMLR-Sondersitzung zum Thema in Santiago de Chile. Denn alle Entscheidungen der CCAMLR müssen einstimmig von den 27 Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, getroffen werden.

„MPAs werden den Klimawandel nicht aufhalten, aber sie werden dazu beitragen, das Ökosystem widerstandsfähiger zu machen“, betont Kavanagh. Es sei höchste Zeit, dass die CCAMLR aus ihrer „Sackgasse“ herauskomme.

Die Zeit wird knapp

Die maximale Ausdehnung des Meereises in der Antarktis dürfte nach Angaben von US-Behörden in diesem Jahr einen negativen Rekordwert erreichen. Foto: AP/dpa/Natacha Pisarenko

Die Antarktis-Kommission gerät zunehmend unter Druck, weil sie seit Jahren kaum Erfolge vorweisen kann. Die letzte nennenswerte Maßnahme wurde 2016 mit der Vereinbarung des Schutzgebiets Rossmeer getroffen, eines Randmeers im südlichen Ozean.

Seitdem hätten sich die Klima- und Biodiversitätskrise aber weiter verschärft, warnt die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC).

Krillfischerei als Symptom der Krise

Krill sind garnelenförmige Krebstiere, die sich von Mikroalgen und Zooplankton ernähren. Foto: Imago/agefotostock

Auch strengere Auflagen für die Krillfischerei stehen auf der Agenda. Die winzigen Krebstiere werden massenhaft gefangen, um daraus Öl und Fischfutter zu machen. Allerdings sind sie für das fragile Ökosystem der Antarktis mit Tieren wie Walen und Pinguinen extrem wichtig.

„In Verbindung mit der Klimakrise gerät durch die Krillfischerei das gesamte antarktische Ökosystem ins Wanken und damit auch die Klimastabilität unseres Planeten“, erklärt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).