Die weltweite Durchschnittstemperatur hat am Freitag (17. November) erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad übertroffen.
Neuen Klimaberichten zufolge hat der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase einen neuen Höchststand erreicht – genauso wie die Erderwärmung. Die Pariser Klimaziele sind kaum noch zu erreichen.
Die weltweite Durchschnittstemperatur hat am Freitag (17. November) erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad übertroffen.
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Wie das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus am Montag (20. November) unter Berufung auf vorläufige Daten mitteilte, lag die globale Durchschnittstemperatur am 17. November 2,06 Grad über den saisonal üblichen Durchschnittstemperaturen in den Jahren 1850 bis 1900.
„Es handelt sich um den ersten Tag, an dem die weltweite Temperatur mehr als zwei Grad höher war“, schrieb Copernicus-Klima-Expertin Samantha Burgess im Onlinedienst X (ehemals Twitter). Dieser Befund nährt die Befürchtungen, dass die internationale Gemeinschaft ihre selbst gesteckten Klimaschutzziele nicht einhalten kann.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 („Paris climate protection agreement“) war vereinbart worden, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dabei wird allerdings nicht die Erwärmung an einzelnen Tagen betrachtet, sondern die Erwärmung über mehrere Jahre hinweg. Der Weltklimarat IPCC hatte 2018 festgehalten, dass die Erderwärmung über einen 30-Jahres-Zeitraum festgestellt werden müsse.
Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900 hat sich die Erde bereits um etwa 1,2 Grad erwärmt. Der Klimawandel führt zu einer weltweiten Zunahme und Intensivierung von Extremwetter-Ereignissen wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen.
Dieses Jahr wurden bereits eine Reihe von Hitze-Rekorden gemessen. Die Monate Juni bis Oktober waren laut Copernicus weltweit die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Im Oktober lagen die Temperaturen demnach 1,7 Grad über den Oktober-Temperaturen im Zeitraum 1850 bis 1900. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm rechnet mit „nahezu vollkommener Sicherheit“ damit, dass die weltweiten Durchschnittstemperaturen im Jahr 2023 die des bisherigen Rekordjahrs 2016 übertreffen werden.
Die Beschleunigung der weltweiten Erderwärmung und ihre Folgen setzen die Verhandlungsdelegationen bei der Weltklima-Konferenz in Dubai (COP28) unter Druck. Dort wird vom 30. November bis zum 12. Dezember über Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise beraten.
Auch der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase hat 2022 einen Rekord erreicht. Einem am Montag (20.November) veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) („Emissions Gap Report 2023“) zufolge stiegen die weltweiten Treibhausgasemissionen von 2021 bis 2022 um 1,2 Prozent auf 57,4 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalent.
Angesichts der Entwicklung reichen die bislang gemachten Zusagen zum Pariser Klimaabkommen dem Bericht zufolge nicht länger aus. Auch wenn sie eingehalten würden, steuere die Welt in diesem Jahrhundert auf einen Temperaturanstieg zwischen 2,5 bis 2,9 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu, heißt es in dem Report.
„Wir sind beim Superlativ der Dringlichkeit angekommen“, kommentiert WWF-Klimachefin Viviane Raddatz den UN-Bericht. Spätestens auf der Klimakonferenz in Dubai müssten die Warnungen sich endlich in Ergebnissen niederschlagen. „Die Staatengemeinschaft scheint vor lauter Warnschildern die Warnung nicht mehr zu sehen: Ohne schnelle Emissionsminderung – auch über den Ausstieg aus allen Fossilen – wird es nicht gelingen, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.“