Die amerikanische Politik ist bislang betont darum bemüht, nicht die geringste Spekulation über die Attentäter von Boston aufkommen zu lassen. Das ist gut so, man hat aus der Vergangenheit gelernt. Es soll unter allen Umständen vermieden werden, dem Anti-Islamismus auf der Rechten Vorschub zu leisten oder Hass gegen irgendeine andere Gruppe zu schüren.

Terror-Experten waren in den ersten Stunden nach der Explosion auf der Boylston Street jedoch weniger vorsichtig. Cynthia Combs, Autorin des Buches "Terrorism in the 21st Century", wies sofort darauf hin, dass Terroristen Symbole lieben. Der Anschlag auf das World Trade Center als sichtbarstes Machtsymbol des amerikanischen Kapitalismus sei dafür das beste Beispiel. Am Montag wurde in den Neu-England-Staaten Patriot Day gefeiert, der Jahrestag des ersten Schusses, der unweit von Boston im Jahr 1775 auf Soldaten der britischen Krone gefeuert wurde. Es ist ein Tag, an dem man sich auf das Recht, ja auf die Pflicht besinnt, sich gegen Autoritäten aufzulehnen, wenn diese Grundrechte verletzen.

Die sogenannten Patriot-Gruppen, krypto-anarchische Vereinigungen vorwiegend aus dem Süden, stellen nach Meinung von Forschern schon lange die weitaus größere Terrorbedrohung in den USA dar als islamistische Terroristen. Sogar eine offizielle Studie der Heimatschutzbehörde kam im Jahr 2010 zu diesem Schluss. Seit Obama an der Regierung ist, haben diese Gruppen einen Zulauf von 800 Prozent. Eines ihrer wichtigsten Anliegen ist das Verfassungsrecht auf Waffenbesitz. Wenn diese Gruppen hinter dem Anschlag auf den Marathon in jener Stadt steckten, in der die ursprüngliche Tea Party stattgefunden hat, dann wäre das zumindest keine Überraschung.