Wenn man – wie der Verfasser dieser Zeilen – dem Laster des Tabakrauchens frönt, verbietet sich eine Kommentierung des gestrigen Verfassungsgerichtsurteils natürlich von selbst. Man streue (beziehungsweise: schnippe) sich Asche aufs kahler werdende Haupt und halte den Mund (zumal die artikulierte Rede mit einer Kippe zwischen den Lippen nur Lucky Luke und einigen französischen Filmschauspielern gelingt).

Aber man macht sich eben trotzdem so seine Gedanken. „Toleranz kann man von den Rauchern lernen. Noch nie hat sich ein Raucher über einen Nichtraucher beschwert“, hat der ehemalige italienische Staatspräsident Alessandro Pertini einstmals gesagt, und zwischen zwei Zügen ist unsereiner schon geneigt, dem vorbehaltlos zuzustimmen. Aber betrachten wir das Thema einmal historisch: Der englische König Jakob I. veröffentlichte 1603 seine Schrift „Der Rauchgegner oder ein königliches Scherzstück über den Tabak“, eine Streitschrift gegen das Rauchen. Als seine Untertanen dennoch weiterhin pafften, erhöhte er den Einfuhrzoll auf Tabak um 4000 Prozent, wovon Peer Steinbrück nicht einmal zu träumen wagte.

Und was passierte dann? Die Leute besorgten sich das Zeug auf illegalen Wegen. Pfeifendeckel, wird sich Jakob I. gedacht haben, aber das ist historisch nicht gesichert. Wissenschaftlich belegt ist hingegen, dass in Russland in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Tabakkonsum vom Klerus als Todsünde angesehen und mit dem Aufreißen der Nase und dem Aufschneiden der Lippe bestraft wurde. Und der türkische Sultan Murad IV. bedrohte 1633 Raucher sogar mit der Todesstrafe. Da geht’s unsereinem heutzutage doch wirklich noch gold: Wir werden nicht von einem Scherzstücke schreibenden Monarchen regiert, haben Nasen, Lippen und Leben noch ganz leidlich beieinander – und nun sogar die aufregende Aussicht auf Smirting.

Was das ist? Smirting bezeichnet das Flirten beim Tabakkonsum vor Gebäuden wie Büros oder Restaurants, in denen ein Rauchverbot gilt. Das Wort setzt sich aus smoking und flirting (englisch für rauchen bzw. flirten) zusammen und stammt wohl aus Irland, das schon 2004 die Raucher aus den Pubs vertrieben hat. Na, dann überlassen wir eben frohgemut die Kommentierung des Karlsruher Richterspruchs anderen Kollegen und drehen uns schnell ein Kippchen (gerade sind drei Mitarbeiterinnen zum Qualmen vors Haus geeilt . . .).