Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Und manchmal ein paar Feste mehr. Im nächsten Sommer, so kündigt SPD-Innenpolitiker Heiko Gentzel an, werde man feiern. Dann wird das Polizeireform-Konzept Optopol von Innenminister Karl Heinz Gasser möglicherweise vier Jahre alt sein, ohne dass es der Landtag beschlossen hat. Wo Gentzel recht hat, hat er recht. Mal abgesehen davon, dass ein vierter Jahrestag nicht unbedingt ein besonders zu würdigendes Ereignis ist, haben Gentzel und die Landtagsopposition in der Tat allen Grund zum Feiern! Denn Optopol ist derzeit vor allem eines: ein Glücksfall für die Opposition. Selten hat eine Reform der Opposition das Leben so leicht gemacht. Seit Jahren kann sie den Innenminister vorführen. Mal mit Kritik aus der Polizei, mal mit Kritik aus der CDU-Fraktion, mal mit den vergeblichen Versuchen des Innenministers, Optopol endlich durchzusetzen, mal mit Rücktrittsforderungen, mal mit Ängsten um Polizeidirektionsschließungen und immer wieder mit Zweifeln an der Sicherheitslage. Aber das Schönste ist: Sie muss sich nicht an eigenen Konzepten zerreiben. Und die Gefahr, dass Gentzel und Co. im Landtag für oder gegen eine konkrete Polizeidirektion Farbe bekennen müssen, scheint derzeit weiter gering. Gut möglich, dass Gentzel auch noch einen fünften Jahrestag feiern kann. Aber beim sechsten gibt es dann definitiv nichts mehr zu feiern. Denn in zwei Jahren wird neu gewählt. Darüber, wie der Innenminister dann heißt und welcher Partei er angehört, wollen wir hier nicht spekulieren. Aber eines ist sehr wahrscheinlich: Die Konstellation mit einer Stimme Mehrheit, die keine ist, weil ein Hauptkritiker in den eigenen Reihen sitzt, wird es kaum noch mal geben. Der Innenminister wird es leichter haben. Zum Glück. Denn an einem Punkt haben Gentzel und Gasser recht: Die Thüringer Polizei muss für die Zukunft fit gemacht werden, wenn sie ihre Arbeit weiter vernünftig machen soll. Aber dafür reicht wohl weder die Polizeireform nach dem höchst umstrittenen Optopol-Strickmuster, noch Gentzels billige Forderung nach mehr Polizisten, ohne Strukturalternativen anzubieten.