"Wir haben heute keinen Titel gewonnen", sagte Thomas Müller nach dem 2:1 in Frankreich leicht sarkastisch und spielte damit auf die Diskussionen der vergangenen Monate um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft an. Der historische Erfolg in Paris wird die Debatten um Führungsspieler, um die Abwehr, um die richtige Balance oder um die Siegermentalität zwar sicher nicht beenden - ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung war die Partie aber allemal. Selten hat man eine deutsche Elf zu Beginn eines Jahres so engagiert gesehen. Aber auch spielerisch konnten Mesut Özil und Co. durchaus gefallen. Bleibt zu hoffen, dass das Team auch die vermeintlich leichten WM-Qualifikationsspiele gegen Kasachstan im März derart fokussiert angeht, um nicht nur frühzeitig die Weichen in Richtung Brasilien zu stellen, sondern auch um weiteres Gerede schon im Keim zu ersticken. Für Bundestrainer Joachim Löw ist es ein Jahr, in dem er die Mannschaft weiterentwickeln will, um 2014 endlich den großen Wurf zu landen. Ob es dann für Welt- und Europameister Spanien reichen wird, ist aktuell noch nicht abzusehen. Die DFB-Auswahl scheint aber aus den Rückschlägen des vergangenen Jahres die richtigen Lehren gezogen zu haben. Eines wurde in Paris auch klar. Löw verfügt über viele Alternativen, gerade im Mittelfeld, wo Lukas Podolski mit seinen 27 Jahren inzwischen fast schon wie ein Auslaufmodell wirkt. Wenn Löw nun noch den Notstand auf der linken Verteidiger-Position lösen kann und Mario Gomez und/oder Miroslav Klose im Sturm zu alter Form finden, ist diese Mannschaft wohl nur schwer zu schlagen.