"Wer solche Parteifreunde hat, der braucht keine Feinde." Es war Hessens CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier, der diese alte Weisheit gestern - mit offensichtlichem Erstaunen - mal wieder hervorkramte. Doch er kommentierte damit nicht den Zustand der Union, sondern den der FDP. Und der ist, man muss das so krass sagen, derzeit desolat. Sicher, Schleswig-Holsteins Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kubicki gilt vielen - auch in der eigenen Partei - als nörglerischer Quartalsirrer, der jetzt im Spiegel mal wieder um sich geschlagen hat. "Die Situation, in der wir uns befinden, erinnert mich fatal an die Spätphase der DDR", sagte das FDP-Vorstandsmitglied. Die DDR sei irgendwann implodiert, und die SED-Führung habe das bis zum Schluss nicht begreifen können. "Es kann passieren, dass auch die FDP in sich selbst zusammenfällt." Dass solche Äußerungen heftige Reaktionen hervorrufen, war klar, zumal der Vergleich einer Diktatur mit einer demokratischen Partei immer problematisch ist. Aber diese Reaktionen zeigen auch: Kubickis Kritik hat gesessen, gerade weil die Parteispitze wohl ahnt, dass es sich dabei eben nicht um die Einzelmeinung eines nörglerischen Quartalsirren handelt, sondern dass es bei vielen innerhalb der FDP brodelt. Die Umfragewerte sind mies bis katastrophal, als wirklich liberale Kraft wird die FDP kaum mehr noch wahrgenommen, und die meisten lasten das Parteichef Guido Westerwelle an, der sich nicht erst mit seiner "Spätrömische-Dekadenz"-Attacke zunehmend selbst demontiert hat. Es sind Landtagswahlen im nächsten Jahr. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass manch Liberaler dabei nicht mal mehr Niederlagen befürchtet, sondern sie sogar klammheimlich herbeisehnt. Die hätten dann nämlich personelle Konsequenzen zur Folge. Das wird kein frohes Fest für Westerwelle, Lindner, Homburger und Co. Seite 2