Von Max Frisch stammt dieser Satz: "Katastrophen kennt allein der Mensch, sofern er sie überlebt; die Natur kennt keine Katastrophen." Und Graham Greene führt diesen Gedanken folgendermaßen fort: "Der Mensch ist ein Geschöpf, dem es bestimmt ist, in Katastrophen zu leben." Die Nachrichten, die da gestern aus Fernost zu uns drangen, sind dazu bestimmt, dass wir mit ihnen leben. Im Angesicht der Katastrophe - und sei sie auch fernab von unserer eigenen kleinen Welt - müssen wir uns, das spüren wir, der Katastrophe stellen. Auf den Schock der Bilder und Nachrichten folgt das Mitleid: mit den Opfern, mit den Angehörigen, mit einem ganzen Volk. Mitleid ist kein schlechtes Gefühl, sofern es aus Empathie erwächst. Denn dann entsteht daraus in aller Regel auch tätige Hilfe - und die Hilfsbereitschaft hierzulande ist, das weiß man, groß. Und daraus kann dann Neues entstehen. Es ist wohl tatsächlich so, dass wir als Menschen dazu bestimmt sind, in Katastrophen zu leben. Doch die falsche Haltung demgegenüber ist Resignation und Selbstaufgabe. Von Theodor Haecker stammt dieser Satz: "Eine Weltkatastrophe kann zu manchem dienen. Auch dazu, ein Alibi zu finden vor Gott. ,Wo warst du, Adam?' ,Ich war im Weltkrieg.'" Vielleicht kann die Katastrophe uns auch eines lehren: ein wenig demütiger zu sein.