Es gibt Tage, da wird Widerstrebendes im Erinnern wie in der Würdigung zusammengefügt. Der 9. November ist ein solches Datum, an dem (unter anderem) der Reichspogromnacht und des Falls der Mauer gedacht wird. Ein anderes ist der 27. Januar, an dem das KZ Auschwitz befreit wurde und Wolfgang Amadeus Mozart und Wilhelm II. das Licht der Welt erblickten. Einige Ebenen tiefer treffen sich - den Girls' Day lassen wir an dieser Stelle mal außen vor - am heutigen 23. April Spirituelles und Spirituoses: Welttag des Buches - und Tag des Deutschen Bieres. Wie kriegt man das zusammen? Keine einfache Aufgabe, selbst wenn bei manch aktuellem Buch in der Tat Hopfen und Malz verloren ist. Erster Versuch deshalb mit Goethe: "Bestaubt sind unsere Bücher; / der Bierkrug macht uns klüger. / Das Bier schafft uns Genuss, / die Bücher nur Verdruss!" Na ja, in diesem Trinkspruch stolpert der Versfuß bei Reim und Grammatik ganz schön vor sich hin; wohl schon ein paar Humpen geschlotzt, lieber Altmeister! Dann doch lieber der Griff zu Jacob Blume, der seinen (gelegentlich ganz schön versoffenen) Goethe offenbar recht gut kennt und ein wegweisendes Werk geschaffen hat: "Bier. Was die Welt im Innersten zusammenhält." Vollends transzendent wird es bei Conrad Seidel und seinem "Bier-Katechismus". Da kann man nur sagen: Prost und Halleluja! Aber erst einmal muss man an den Sud kommen. Brett Stern weiß mit seiner fundamentalen Handreichung Rat: "77 Tricks, eine Bierflasche zu öffnen." Und wenn danach doch der Schädel brummt? Aljoscha Schwarz hilft mit seiner "Bier-Apotheke". (Kleiner Exkurs vor dem Finale: Disparates zum Tage vereint sich nicht nur bei Buch und Bier, sondern auch in der Person von Max Planck. Er wurde ebenfalls an einem 23. April geboren. Wir kennen den Nobelpreisträger vor allem als Begründer der Quantenphysik. Doch Obacht: Er hat auch eine Operette mit dem schönen Titel "Die Liebe im Walde" komponiert.) Doch zurück zum Thema, vom Altbier im Alltag zum großen nordischen Epos der Edda. Dort weiß die Walküre Sigdrifa, was müde Männer munter macht und kredenzt dem Helden Sigurd einen gepflegten Oktoberfest-Trunk: "Fünf Bier bring ich dir, du Baum in der Schlacht." Und so wollen wir uns heute Abend zur Brotzeit eine gepflegte Maß zapfen und mit Wilhelm Busch die Hektoliteratur des Gerstensafts genüsslich zusammenfassen: "Die erste Pflicht der Musensöhne / Ist, dass man sich ans Bier gewöhne." Zum Wohl!