Ausgerechnet an diesem Tag! Ausgerechnet am deutschen Schicksalstag, diesem 9. November, der so sehr gleichzeitig für die dunkelsten wie die hellsten Kapitel unserer Geschichte steht. Am 9. November 1938 brannten in diesem Land die Synagogen – und wer Augen und Ohren hatte, konnte spätestens damals ahnen, welche schrecklichen, unfassbaren Taten die Nazis an unseren jüdischen Mitbürgern folgen lassen würden. Am 9. November 1989 fiel die Mauer, die Bürger der DDR hatten sich selbst von der zweiten deutschen Diktatur, die nach den braunen Schergen über sie gekommen war, befreit. Und ausgerechnet am 9. November wollen in Vacha, wo seit Jahren die Menschen aus Ost und West auf der Brücke der Einheit der friedlichen Revolution von 1989 gedenken, Neonazis aufmarschieren! Ein „Sternmarsch mit Fackeln“ ist angekündigt am 9. November in Vacha, und man fühlt sich bei dieser Ankündigung unvermittelt an jenen Ausruf des Malers Max Liebermann erinnert, als er von seinem Balkon aus den Sternmarsch aus Anlass von Hitlers Machtergreifung mit ansehen musste: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Die stz hat sich – als ein Kind der Revolution von 1989/90 – immer bewusst und massiv gegen jeglichen Extremismus von rechts und links eingesetzt, und aus diesem Grund rufen wir all unsere Leserinnen und Leser heute dazu auf, gegen den braunen Ungeist, der in diesem Lande wieder auf dem Vormarsch ist, aufzustehen. Hängen Sie unsere „Nazis raus“-Plakate in die Fenster, tragen Sie unsere „Nazis raus“-Buttons, die wir Ihnen gerne zur Verfügung stellen. Demonstrieren Sie, zeigen Sie bürgerschaftliches Engagement. Wir werden die Erinnerung an den Fall der Mauer nicht den Neonazis überlassen. Und die Erinnerung an das grausame Schicksal so vieler jüdischer Mitmenschen erst recht nicht!