Bei aller Investitionseuphorie: Den Eingriff in die Natur und den Alltag der Menschen, der mit dem Bau eines Wasserspeicherkraftwerkes verbunden ist, sollte man nicht unterschätzen. Das Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal kann als mahnendes Beispiel dienen - inklusive der langen juristischen Auseinandersetzung um den Bau des Mammutprojektes.

Insofern ist es ein interessanter Ansatz, mit dem der Grünen-Abgeordnete Frank Augsten das geplante Wasserspeicherkraftwerk an der Schmalwassertalsperre grundsätzlich infrage stellt. Gerade wenn man überlegt, wie schnell sich die Energietechnik aktuell entwickelt. Wer hätte vor zehn Jahren ernsthaft vorhersagen wollen, welche Rolle Solarstrom für die Energieversorgung und den Wirtschaftsstandort Thüringen heute spielt?

Fakt ist auf der anderen Seite aber auch, dass sich mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch etwas tun muss in Sachen Energiespeicherung. Die entscheidende Frage ist daher, ob und wie man das umweltverträglich und intelligent lösen kann. Hier ist auch die Politik gefragt, die Entwicklung durch Anreize und Zukunftsszenarien zu steuern. Zwar ist es letztlich die Entscheidung des Investors, ob er eine Milliarde Euro und mehr für ein Wasserspeicherkraftwerk ausgeben will, die sich vielleicht als Fehlinvestition erweisen könnte. Aber wir wissen auch, welche Auswirkungen es haben kann, wenn die Weichen erst einmal in die falsche Richtung gestellt sind.

Bei der Atomkraft haben wir das bereits erlebt. Der Druck der Energiekonzerne auf die Politik war so groß, dass ihm die schwarz-gelbe Bundesregierung letztlich erlag und die Laufzeiten der Atomkraftwerke zunächst verlängerte - was den Ausbau der erneuerbaren Energien erheblich gebremst hätte. Die Lehre daraus? Die Antwort ist einfach: Dringender als Pumpspeicherkataster benötigen wir Analysen und Diskussionen darüber, auf welchen Wegen die Speicherlücke geschlossen werden soll und was dafür zu tun ist.