Alter schützt bekanntlich vor Torheit nicht; bei Fidel Castro gilt das nicht. Der Alte von Havanna hat nun gegenüber amerikanischen Journalisten überraschend klarsichtig zugegeben, dass selbst in Kuba der Kommunismus nicht funktioniere - und deshalb auch nirgendwo als Modell dienen könne. Caramba! Wenn der Chef das schon sagt - warum müssen dann seine Untergebenen für die gleiche Einsicht im Kerker schmoren? Fidel Castro altersmild und altersweise? Vor wenigen Tagen hatte er noch seine Schuld eingestanden, verantwortlich für die Verfolgung von Homosexuellen in Kuba gewesen zu sein. Und diesmal kritisiert er sogar den Antisemitismus seiner islamischen Freunde. Was ist los mit dem Alten? Hat seine Wiederauferstehung, sein Erlebnis vom nahen Tode durch Darmkrebs den Comandante total verändert? Ist aus dem Saulus ein Paulus geworden? Nein, der 84-jährige Greis will bloß sein Erbe ordnen. Als guter Sohn eines ehemaligen Großgrundbesitzers sieht er ein, dass er nicht mehr die Kraft hat, die Peitsche zu schwingen. Also versucht er eine gütliche Einigung, die darauf hinausläuft, dass die Castro-Hazienda Kuba in eine Stiftung überführt wird, in der der Clan zwar noch mitreden, aber das Unternehmen künftig auch von Fachkräften geführt werden kann, die nicht zur Familie gehören. Wenn es Fidel Castro tatsächlich gelingt, sich selbst abzuschaffen, dann ist ihm der Platz in der Geschichte umso sicherer.