Vor Kurzem hörte sich das noch ganz anders an. Da war die PDS, Linkspartei, Die Linke, oder wie immer sie gerade heißt, nicht nur der präferierte Koalitionspartner für die Thüringer SPD. Sie war die Traumpartnerin schlechthin! Die Partei, mit der man sich auf nahezu allen Politikfeldern weitaus besser versteht als etwa mit der CDU, die Thüringen doch in den Ruin kutschiert hat! Die Partei also, mit der man sich, genau genommen, geradezu blind versteht! Woraus auch immer man diese bemerkenswerte Erkenntnis schöpfte. Rot-rot sollte die Zukunft des Freistaats künftig strahlen, alles würde nun gut, nein, sogar viel besser werden. Seit gestern nun gilt in der Thüringer, wie übrigens auch in der Bundes-SPD, die Parole: Rot-Rot ist keine Alternative, Oskar Lafontaine, der zwischen links- bis rechtsaußen vagabundierende Heilsbringer aus dem Saarland, „radikalisiert“ nicht nur den bis jetzt gepriesenen Traumpartner, er baut ihn gar zur „reinen Protestpartei auf mit populistischen Maximalforderungen“ (O-Ton Christoph Matschie). Und der Chef der Thüringer Sozialdemokraten konstatiert nunmehr messerschaf: „Das ist ein destruktiver Kurs, der auch auf Kosten der SPD gehen kann“. Mit Verlaub, aber der vorsichtig befürchtete Schaden ist doch längst eingetreten! Und im Übrigen wesentlich mitverursacht, um nicht zu sagen: ausgelöst, durch die fortgesetzten und geradezu peinlichen Anbiederungsgebärden der SPD in Richtung Dunkelrot. In allen seriösen Umfragen der letzten Tage und Wochen liegen im Osten PDS/Linkspartei/Die Linke auf der einen und die SPD auf der anderen Seite nahezu gleichauf, mit nur noch schwankenden ein bis zwei Prozentchen Unterschied. Klar doch auch: Wenn schon alle Dämme eingerissen sind, man sich sowieso schon, blind und berauscht vor Liebe, die Ehe versprochen hat und doch längst alles so gut wie eins ist, warum und wozu dann noch diese SPD? Wer kennt die denn schon? Hier bei uns! Sind die nicht ... wie hat das gleich der Oskar gesagt? Also bitte, dann setzt man doch am besten gleich aufs Original. Da weiß man wenigstens, was und wen man hat! Die kennt man wenigstens! Von früher und so. Und überhaupt. Und überhaupt! Morgen, vielleicht auch erst übermorgen, kommt aus der offenbar kurzarbeitenden Denkfabrik der Thüringischen Sozialdemokraten garantiert wieder diese Botschaft: Dass nämlich alles, was man jetzt so forsch über die PDS/Linkspartei/Die Linke und deren künftigen Ober-Oskar losgelassen hat, natürlich nur für die „Bundesebene“ gilt, die Bundespartei! Natürlich, Freunde, geschnallt. Die gründen dieses Wochenende mindestens zwei PDSen/Linksparteien/Die Linken: Eine für den Bund und eine für die Länder. Aber ganz bestimmt eine ganz alleine für die Thüringer SPD. Eine mit völlig anderen Mitgliedern, mit total anderen Funktionären, einem absolut anderen Programm und garantiert eine ohne Oskar Lafontaine. Weiterhin süße Träume!