Deutschland kann seinem eigenen Ruf und dem schuldengeplagten Europa in den nächsten Wochen gute Dienste erweisen. Der größte EU-Staat, dessen Wirtschaft im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bisher relativ gut durch die Krise gekommen ist, müsste sich "nur" zum umsichtigen Vorreiter in Sachen Wachstum aufschwingen. Bisher traten Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) auf der europäischen Bühne vor allem als mahnende Sparmeister auf. Damit haben sie sich nicht nur in Krisenstaaten wie Griechenland unnötig viele Sympathien verscherzt und einigen Schaden angerichtet. Angesichts des bisher vergeblichen Kampfs gegen die Schuldenturbulenzen ist mittlerweile allen klar: Nur mit Sparen kann Europa der Krise nicht entkommen. Die Europäer müssen schnell ihre flaue Wirtschaft ankurbeln, damit wieder mehr Menschen Arbeit finden. Zu Recht mahnt das EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn seit einiger Zeit verstärkt an. Wächst die Wirtschaft, hat ein Staat dank höherer Steuereinnahmen mehr Geld in der Kasse und kann Schulden rascher begleichen. Auch den Bundesbürgern muss daran gelegen sein, dass die deutschen Politiker weniger den Sparmeister und mehr den Wirtschaftsförderer geben. Schließlich bürgen sie mit ihren Steuergeldern für die Notkredite, die an klamme Euro-Staaten wie Griechenland fließen.