Wenn man zu später Stunde den klaren Nachthimmel betrachtet, wenn man die Gestirne sich in der unendlichen Weite verlieren sieht, wenn man klein wird vor der Erhabenheit des Weltalls – wenn also der Kosmos uns allgewaltig umfangen hält, dann drängt sich urplötzlich das eine in den Sinn: Berlin, Berlin, Berlin. Dort, im Regierungsviertel, verdichtet sich geistige Energie zu machtvoller Materie. Dort bilden sich, wenn die Lobbyisten eilfertig in die Ministerien eindringen, Paralleluniversen. Dort blubbert es in galaktischem Ausmaße Stunde für Stunde, ach was, Nanosekunde für Nanosekunde, wenn eine Fernsehkamera nur in Sichtweite ist. Dort ist der Urknall im Wirtschaftsministerium ein sich Tag für Tag wiederholendes Ereignis. Dort finden wir schwarze Löcher, die jede Vernunft verschlingen. Dort gibt es Kometen, die merz- und meyer- und schrödergleich verglühen. Und dunkle Materie: Stasiakten und so. Ja, ja, der Kosmos, das war, aus dem Griechischen stammend, ursprünglich die „schöne Ordnung“ – und damit das Urbild jeder Großen Koalition. Und für Kosmos und Koalition gilt gleichermaßen, mit Goethe, die Sinnfrage, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Sie dürfte für den Kosmos um einiges leichter zu beantworten sein. Kosmologie nennt man das, wenn man sich mit dem Weltall und all seinen Folgen beschäftigt. Platon schuf dabei einst die Konstruktion der Ideen: Das betraf den Sinn in und hinter den Dingen – in Berlin allerdings der parteipolitischen Relativitätstheorie zum Opfer gefallen. Vor der Kosmologie war, dies zur Ergänzung, der Mythos, also wechselweise der Alte Fritz, Bismarck oder Filbinger. Vom Kosmos zu Kosmetik ist es im Übrigen mitunter nur ein kleiner Schritt: siehe die neue Haarfrisur der Familienministerin von der Leyen. Und damit wieder der Blick zurück zum Himmel, das Kanzleramt und, wechselweise, das Sternbild der „Antlia“ (Luftpumpe) oder der „Serpens“ (Schlange) fest im Auge.