Morgen also ist der große Einsatztag vom alten Nikolaus; in gut zwei Wochen hat dann der um einige Jahre jüngere Weihnachtsmann seinen erdumspannenden Auftritt. Der eine ist der christlichen Heiligenlegende entsprungen, der andere unter anderem bei Coca-Cola angestellt. Lassen wir jetzt einmal allen mythologischen Hintergrund, alle christliche Deutung und auch jedwede Marketingstrategie außen vor und fragen ganz einfach: Was haben die beiden Gestalten gemeinsam? Fast immer das rot-weiße Kapuzengewand, meist mehr oder weniger vernünftige Geschenke – stets aber den weißen Bart. Damit ist, dies zur Klarstellung, nicht der jugendliche Scherzkeks Bart Simpson aus der bekannten Fernsehserie gemeint, sondern ein höchst unterschiedliches Gewächs im Gesicht des gereiften Mannes. Womit wir sofort bei Ihnen, verehrte Leserinnen, angekommen sind. 40 Prozent, so eine Umfrage, beklagen sich übers Kratzen beim Küssen, 15 Prozent mosern, weil das Gestrüpp so ungepflegt wirkt. Solche Vorwürfe treffen, beim Barte des Propheten, auch den Schreiber dieses Textes bis ins Mark. Nun ist eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Bartträgern durchaus angebracht: Karl Marx und sein Rauschebart, Wilhelm zwo und seine „Es-ist-erreicht“-Konstruktion, Kevin Kuranyi und seine Minimal-Borste – alles recht umstrittene Persönlichkeiten. Von Adolf Hitler mit der Zahnbürste und Josef Stalin mit seinem Riesenschnauzer ganz zu schweigen. Sehnen wir uns deshalb nach einem Milchbart? Nach Thorsten Schäfer-Gümbel oder wie der neue hessische SPD-Superstar heißt? Auch da bitte Vorsicht, wie auch bei manch anderen Bartlosen: Putin, Berlusconi, Bush, Clement – alle ohne Flaum. Und bei vielen Bankern ist inzwischen ebenfalls der Bart ab, weswegen sie dem Staat mächtig um den Bart gehen. Mit oder ohne Manneswürde also? Es kommt eben, wie immer, auf die inneren Werte an. Einen der schönsten Bärte hat übrigens der alte Barbarossa im Kyffhäuser. Dort sitzt er, schlafend, die Krone auf dem Kopf. Der Rotbart ist durch den Tisch gewachsen und reicht schon zweimal um diesen herum. Streiten wir uns also, dies als guter Vorsatz für den heutigen Freitag, künftig nicht mehr um des Kaisers Bart. – Und jetzt vergessen Sie bitte nicht, heute Abend Ihren Stiefel für den Nikolaus vor die Tür zu stellen.