Tradition, nicht Frust“ lautet die Ansage jener Steinacher, die sich am Sonntag um 13 Uhr in Bewegung gesetzt haben, um durch die Stadt zu spazieren. Wenn schon heuer wieder kein Umzug stattfinden könne, dann wollen sie dem wenigstens in einer Mini-Variante gedenken. So zumindest kommunizieren es die Einheimischen, die sich an der Einmündung zum Tröbach versammeln, bevor sie den Weg die Sonneberger, dann die Grüntalstraße in Richtung Stadtmitte entlang an der Feuerwehr vorbei marschieren, um dann „Am Ockerwerk“ zum Festplatz abzubiegen. Beinahe 150 Mann hatten sich wohl vorab angekündigt. Die aber sind nicht zusammengekommen. Geschätzt etwas mehr als die Hälfte. Viele von ihnen haben sich in Schale geschmissen, entweder einfach nur einen lustigen Hut auf den Kopf gesetzt oder sich in Gänze in ein Kostüm gesteckt. Andere haben Luftballons mitgebracht oder tragen ein T-Shirt mit der Aufschrift auf dem Rücken „A Kerwa ohna Ümzuch is wie a Silvester ohna Feuerwerk.“ Ja und genau deshalb unternehmen sie immerhin den Spaziergang am Kirchweihsonntag. Einmal mehr und erst recht, nachdem Bürgermeister Ulrich Kurtz das Vorhaben am Freitagnachmittag zur Eröffnung des Volksfestes einen „Frustspaziergang“ nannte, der der Tradition des Umzuges nicht gerecht werde. Für Aufsehen hat der nach 2021 inzwischen zweite Lauf durch die Stadt – der augenzwinkernd auch pressetechnisch und polizeilich von den Teilnehmern abgesichert war – jedenfalls gesorgt – ob bei Durchreisenden oder Einheimischen, die das Ganze von den Fenstern aus mit einem Lächeln beobachteten.