"Leid bleibt Leid, Schmerz bleibt Schmerz"
Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl erinnerte in seiner Predigt im Dom an die derzeitigen Kriege und Krisen. "Wir erleben mit, wie so viele Länder auf unserer Erde von Kriegen und Bürgerkriegen erschüttert werden", sagte er. Viele Menschen würden getötet, andere müssten fliehen. Aber auch hierzulande seien Hass und Ausgrenzung deutlich zu spüren. Der Karfreitag lade ein, all das Leid zum Kreuz zu tragen.
Durch das Kreuz Jesu werde die Spirale von "Gewalt und Gegengewalt" durchbrochen. Der sich ständig steigernde Hass und alle Rufe nach Rache und Vergeltung würden überwunden. Unter dem Kreuz würden Versöhnung, Vergebung und Neubeginn möglich.
"Nicht die Situation selbst ändert sich. Das Leid bleibt Leid, der Schmerz bleibt Schmerz und der Tod bleibt Tod. Auch das Empfinden von Ungerechtigkeit wird nicht einfach so weggepustet", betonte Gössl. Aber das Dunkle und Schwere werde in einen neuen und weiteren Horizont gestellt: "Darum bekommt all das eine Ahnung von Sinn und Bedeutung."
Prozession im Regen
Das Kreuz werfe bis heute Fragen auf, die niemand einfach beantworten könne, sagte Gössl weiter. "Aber der, der am Kreuz hängt, macht zumindest deutlich, dass er sich nicht hat verbiegen lassen durch die Machtandrohung eines Pilatus, dass er sich nicht verbittern ließ durch die Treulosigkeit seiner Jünger und auch nicht zerbrechen ließ durch die Gewalt des Todes."
Im unterfränkischen Lohr am Main versammelten sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Menschen, um sich die Karfreitags-Prozession anzuschauen. Bei strömenden Regen wurden 13 lebensgroße Holzfiguren schweigend durch die Gassen der Altstadt getragen. Zu sehen war etwa der mit Dornen gekrönte Jesus, Jesus auf seinem Kreuzweg und der am Kreuz sterbende Jesus. Die Beteiligten und die Zuschauerinnen und Zuschauer schützten sich mit Schirmen vor dem starken Regen. Nach Angaben der Stadt Lohr am Main wurde die Prozession erstmals 1658 urkundlich erwähnt; sie zählt zu den bekanntesten in Deutschland.