Kinderhospizarbeit Freiräume für die Eltern schaffen

Annett Recknagel
Katharina Nöthlich und Birgit Reinhardt präsentieren die grünen Pfannkuchen. Foto: Annett Recknagel

Grüne Pfannkuchen und viele Informationen: Das gab es zum Tag der Kinderhospizarbeit in Schmalkalden.

 
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„Beraten, entlasten, begleiten“ – die drei Worte sind auf den Jacken der Familienbegleiter des Ambulanten Kinderhospizdienstes zu lesen. Was sie konkret aussagen, erfuhren die Besucher am Tag der Kinderhospizarbeit. Im Bereich Südthüringen gibt es 15 Damen und Herren, die für diese ehrenamtliche Tätigkeit ausgebildet sind. Sechs von ihnen waren vor Ort. Geöffnet hatten alle Regionalbüros.

„Wir wollen auf die Situation der Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern aufmerksam machen“, erklärt Katharina Nöthlich. Sie ist Mitarbeiterin des Kinderhospizdienstes und ausgebildete ehrenamtliche Familienbegleiterin. Einmal pro Woche ist sie für drei Stunden bei einer Familie in Friedrichroda zu Gast, um sich dort um ein erkranktes Kind zu kümmern.

Ihr Dasein schafft für die Eltern Freiräume. Das ist Zeit, in der sie sich um persönliche Angelegenheiten kümmern können, für die im Alltag kaum Platz bleibt. Beispielsweise können sie in Ruhe einkaufen, mit dem Geschwisterkind Zeit verbringen, einen wichtigen behördlichen Termin wahrnehmen. Bei Katharina Nöthlich wissen sie ihr Kind gut aufgehoben.

Sie besucht die Familie seit der Geburt. Man kennt und vertraut sich. „Die Eltern sind über die Entlastung sehr dankbar“, sagt sie. Als ehrenamtliche Familienbegleiterin ist Katharina Nöthlich auch oft für Geschwisterkinder da. Je nach Alter spielt sie mit ihnen, liest ihnen vor oder hilft bei den Schulaufgaben. Andererseits greift sie den Eltern im Haushalt unter die Arme.

Birgit Reinhardt wohnt in Benshausen und betreut den 14-jährigen Evan in Viernau. Alle zwei Wochen fährt sie dorthin. „Manchmal massiere ich ihm nur die Füße, ein anderes Mal sind wir draußen“, erzählt sie. Wichtig ist ihr, als Familienbegleiterin für die Familie da zu sein. „Ein vertrauensvolles offenes Ohr zu haben, ohne zu werten“, sagt sie. Zuhören sei ungemein wichtig. Und noch wertvoller: „Das, was gesagt wird, bleibt in der Familie.“

Das Ehrenamt eines Familienbegleiters ist breit gefächert. Verlässlichkeit ist dabei besonders wichtig. Man bringt der Familie Vertrauen entgegen, hilft und unterstützt, wo man gebraucht wird. „Manchmal geht das auch ohne Worte“, sagt Birgit Reinhardt. Man müsse die Situation annehmen. Nach ihren Besuchen habe sie jedes Mal aufs Neue das Gefühl, dass es sich gelohnt habe. „Und dieses Gefühl ist mit nichts zu bezahlen.“

Katharina Nöthlich weiß genau, was ihre Kollegin meint. „Wir wollen einfach etwas geben, ohne es in materiellen Werten aufrechnen zu lassen“, sagt sie. Das sei eine Haltung, so funktioniere Gesellschaft.

Und Birgit Reinhardt ergänzt: „Die Arbeit ist nicht in Geld aufzuwiegen, sie kommt von Herzen.“ Würden mehr Menschen so etwas machen, dann wäre die Gesellschaft nicht so frustriert, steht für sie fest. Alle Familienbegleiter seien von der gleichen Sorte und besäßen diese innere Haltung. Die sei so wertvoll, gerade deshalb, weil man etwas gebe und ganz viel zurück bekomme.

Am Samstag gab es im Schmalkalder Büro außer vielen Informationen auch Leckereien – wie die Pfannkuchen mit grüner Glasur. Eine Bäckerei in Frömmstedt hatte die Krapfen backen. 10 000 Stück wurden auf die Filialen verteilt. 50 davon wanderten nach Schmalkalden. Der Erlös jedes verkauften Pfannkuchens geht zu hundert Prozent an das Kinder- und Jugendhospiz Mitteldeutschland. Zudem wurden am Samstag Teelichter mit Glücksbotschaften gebastelt.

Ein neuer Kurs zur Ausbildung zum Familienbegleiter beginnt am 16. März. Hier sind noch Plätze frei. Anmelden kann man sich über die E-Mail-Adresse j.schmidt@thueringen-kinderhospizdienst.de. Die Ausbildung erfolgt an Wochenenden. Der Kurs umfasst 100 theoretisch und weitere 40 praktische Stunden und wird mit einem Zertifikat abgeschlossen. Wo die Ausbildung erfolgt, wird noch bekannt gegeben.

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