Keiner im Führerstand Wenn die Bahn ohne Fahrer kommt

Auf Anforderung oder vielleicht sogar im 20-Minuten-Takt: Ob Triebwagen der Wiesenttalbahn noch in diesem Jahrzehnt Urlaubern wie Pendlern den Verzicht auf das Auto erleichtern können, steht noch nicht fest – immerhin gibt es jetzt schon einmal eine erste Studie für ein solches Modellprojekt. Foto: red

Studie: Die gute alte Wiesenttalstrecke könnte Vorreiter werden für autonomes Zugfahren werden.

 
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Ebermannstadt - Es geht um völlig neue Wege. In diesem Fall neue Schienenwege. Es geht um Tourismus, es geht um die Verkehrswende. Es geht auch um die Zukunft der Wiesenttalbahn. Die könnte ein Modellprojekt für autonomes, für digitalisiertes Bahnfahren werden. Dazu existiert eine Vorstudie – die wurde jetzt in Ebermannstadt bei einer Podiumsdiskussion vorgestellt.

Die Macher der Studie „BahnAutonom Bayern 2029“ waren zugleich auch die Moderatoren der Veranstaltung in Ebermannstadt, die zugleich den Auftakt für die Klimawoche Forchheim bildete: Andreas Vogler und Robert Künzler kommen aus der Schweiz, einem Land, in dem auch die Nahverkehrswege kürzer sind als bei uns. Beide sprechen von einer „Vision“, die man nicht im Eilverfahren umsetzen könne und sollte – sondern schrittweise.

So sieht das auch Corinna Brauer, Managerin der Integrierten Ländlichen Entwicklung (Ile) Fränkische Schweiz, unter deren Dach zwölf Kommunen – darunter auch Gößweinstein und Waischenfeld – gemeinsame Ziele anstreben. Für sie handelt es sich um eine „tolle Sache“, vor allem aber um ein wegweisendes Vorhaben, das die Fränkische Schweiz mit neuer Strahlkraft versehen könnte. Ist diese Region doch für sie immer noch „eine der am meisten unterschätzten“ in Deutschland. Trotz des touristischen Zuspruchs. Das, was diese Region zu bieten habe an „Wertigkeit“, verdiene noch mehr Anerkennung.

Eine autonom fahrende, auf Anforderung kommende und haltende Wiesenttalbahn könne dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Auch wenn es um die gleichwertigen Lebensbedingungen im ländlichen Raum gehe, die sich die Staatsregierung auf die Fahnen geschrieben hat. Und ja, ganz klar, auch der Klimawandel verlange nach solchen Maßnahmen. Stichwort Pendlerverkehr: „Käme da ein 20-Minuten-Takt, dann wäre das eine enorme Erleichterung für Pendler, die von Forchheim in den Raum Nürnberg wollen.“ Weil sie dann für die Anfahrt zum Zug auf das Auto verzichten könnten.

Begeistert ist Brauer daher vom Einsatz der Ile-Vorsitzenden Christiane Meyer, Bürgermeisterin von Ebermannstadt. Sie habe die Bedeutung des Projekts erkannt und von Anfang an begleitet. Auch Meyers Kollege Marco Trautner aus Muggendorf sehe das so, er hat aber noch ein persönliches Anliegen, das er auch bei der Präsentation der Studie bekundete. Ist das Modellprojekt doch in einer ersten Etappe nur von Pinzberg bis Streitberg angedacht. Doch als Bürgermeister will er die gesamte Gemeinde Wiesenttal betreut wissen von diesem Projekt – also auch Muggendorf, den Urlaubermagnet. Zumal da ja auch die Infrastruktur wie die Haltestation und das Infozentrum des Naturparks Fränkische Schweiz bereits vorhanden sind. Und auch Behringersmühle gelte es zu berücksichtigen.

Doch hier ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen, jetzt ging es ja zunächst einmal um eine Vorstudie, wie gesagt. Die betrifft in ihrer Gesamtheit die denkmalgeschützten 16 Kilometer der Dampfeisenbahn Fränkische Schweiz (DFS) von Ebermannstadt bis Behringersmühle. Breites Interesse und breite Zustimmung beim Termin in Ebermannstadt. Etwa von Geschäftsführer Axel Hennighausen vom möglichen Betreiber Agilis wie auch vom per Video zugeschalteten Martin Cichon, Leiter des Instituts für Schienenfahrzeugtechnik an der TH Nürnberg. Aus technischer Sicht sei das Vorhaben nicht das große Problem, war man sich einig. Kurze Taktzeiten bis 23 Uhr, mehr Sitzplätze – all das sei bei einem Leuchtturmprojekt umsetzbar.

Bleibt das eigentliche Problem – die Fahrzeuge zu automatisieren. Mit der digitalen Steuerung und Objekterkennung der Triebfahrzeuge, auch an Bahnübergängen, lasse sich ein kostengünstiger und sicherer Betrieb ermöglichen, sagte Andreas Vogler in Ebermannstadt.

Ach ja: Ein autonomer Busverkehr sei eine durchaus denkbare Ergänzung.

Johannes Füngers, Vorsitzender der Dampfbahn Fränkische Schweiz (DFS) outete sich bei dem Treffen als Anhänger des autonomen Fahrens und plädierte für die Teststrecke. Es sei „großartig, wenn da endlich was auf die Schiene kommt“, kommentierte Susanne Bauer, Bezirkssprecherin der Grünen in Oberfranken, das Geschehen.

Dieter Hoch aus Pottenstein, der 2018 die Ökomodellregion Fränkische Schweiz mit ins Leben rief, ergänzte, der Anspruch von gleichen Lebensbedingungen müsse auch für die Tourismusorte Pottenstein und Waischenfeld gelten – dazu wäre die Elektrifizierung der Bahnstrecke Nürnberg-Hof ein „richtiger Wurf“ für den Fremdenverkehr in der Fränkischen Schweiz.

Einig war man sich, dass noch einige Hürden zu meistern sind, dass da auch einige Millionen locker zu machen sind. Jetzt ist die Politik gefragt und buchstäblich am Zug.

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