„Keine Entschuldigungen“ Linke empört über AfD-Tagung im Ringberghotel

Nachdem im Ringberghotel in Suhl eine wichtige Veranstaltung der Bundes-AfD stattgefunden hat, üben auch Vertreter der Thüringer Linken scharfe Kritik an der Geschäftsführung des Hauses.

 
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Suhl/Erfurt – „Ich bin bestürzt, dass wieder ein Suhler Hotel Raum für Verschwörer, Antisemiten, Rassisten und Faschisten bietet“, sagte der Linke-Landtagsabgeordnete Philipp Weltzien am Dienstag. Er hatte 2019 das Direktmandat im dem Wahlkreis gewonnen hatte, zu dem die Stadt Suhl gehört. „Dafür gibt es keine Ausreden und keine Entschuldigungen.“ Dass die AfD-Veranstaltung ausrechnet am Gedenktag für die Opfer des Holocausts stattgefunden habe, „ist auch angesichts der jüngsten Veröffentlichungen rund um Deportationspläne zutiefst erschreckend“.

Zudem sei er bestürzt darüber, dass die Geschäftsführung des Hotels offenbar die Einnahmen aus der Durchführung dieser Veranstaltung über die Interessen der eigenen Mitarbeiter gestellt habe, sagte Weltzien. Während bundesweit tausende Menschen gegen Rechtsextremismus und die AfD auf die Straße gingen, „kann die AfD als parlamentarischer Arm des Rechtsterrorismus dank der Unterstützung des Ringberghotels ungestört und unbehelligt ihre menschenverachtende Ideologie organisieren“.

Durch einen Bericht unserer Zeitung war öffentlich geworden, dass am Wochenende ein AfD-Bundeskonvent im Ringberghotel in Suhl stattgefunden hatte. Im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung steht die Geschäftsführung des Hauses im Verdacht, den Mitarbeitern gegenüber falsche Angaben zu diesem Konvent gemacht zu haben. Noch kurz vor Beginn des Konvents sei den Beschäftigten des Hotels erklärt worden, die AfD habe die Veranstaltung abgesagt, die entsprechenden Buchungen seien deshalb storniert worden, hatten mehrere Personen, die mit diesen Vorgängen vertraut sind, übereinstimmend unserer Zeitung gesagt. Dennoch hätten sich zahlreiche AfD-Spitzenpolitiker schließlich in dem Hotel getroffen. Deren Zusammenkunft sei durch die Geschäftsführung als Veranstaltung eines privaten Unternehmens getarnt gewesen, was man den Mitarbeitern aber nicht kommuniziert habe, hieß es. Die Geschäftsführung des Ringberg-Hotels äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.

Massive Kritik an der Geschäftsführung des Ringberghotels war bereits von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gekommen. Das Verhalten der Geschäftsführung sei „hinterlistig“, „gerade in einem Betrieb, in dem ungefähr 70 Prozent der Mitarbeiter einen Migrationshintergrund haben“, hatte der Geschäftsführer der NGG-Region Thüringen, Jens Löbel, gesagt. Immerhin sei den Beschäftigten kaum zuzumuten, für Menschen zu arbeiten, die alles dafür tun wollten, dass sie aus Deutschland abgeschoben würden.

Für die AfD ist ihr Bundeskonvent eine wichtiges Parteiorgan. Unter anderem fasst er Beschlüsse dazu, wie das Geld verteilt wird, das die Partei aus der staatlichen Parteienfinanzierung erhält. Insofern ist der Bundeskonvent so etwas wie ein „kleiner Parteitag“ der AfD. 

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