Nahe der Dorfteiche im Sonneberger Stadtteil Hönbach parken am Morgen des Karfreitags eine ganze Reihe Autos. Ihre Fahrer sind ausgestiegen, um sich wenige Meter weiter die Hauptzutat für ein besonders schmackhaftes Feiertagsgericht zu sichern: Frischen Fisch. Dieser wird schließlich in zahlreichen Haushalten an diesem Tag serviert.  
Auch in der Spielzeugstadt und drum herum sind Karpfen, Forelle und Saibling anscheinend sehr  beliebt, denn beim Verkaufsstand des Kleintierzucht- und Haltervereins Hönbach ist am Vormittag des Feiertags einiges los. Das ist an sich nicht überraschend: Denn einen Laden, der sich auf den Verkauf von Fisch spezialisiert, gibt es heute nicht mehr in der näheren Umgebung, weiß Christopher Hanweber vom Kleintierzucht- und Halteverein. Deshalb hat er zusammen mit einigen anderen Kleintierzuchtkollegen beschlossen, einen Verkauf von Speisefischen aufzuziehen. Ihre Portion – am besten bereits ein paar Tage vorher telefonisch geordert – konnten die Gourmets aus Sonneberg und Umland schließlich direkt am Zelt neben den Dorfteichen abholen.
Für die Mitglieder des Vereins und ihre Helfer  hieß es deshalb am Karfreitag früh aufstehen und alles vorbereiten, damit ein jeder an seinen Fisch für das Essen mit der Familie kommt. Die Bedingungen für einen erfolgreichen Auftakt des Fischverkaufs zum können indes kurz vor zehn Uhr morgens vor Ort nicht besser sein: Lockere Gesellschaft, wolkenloser Himmel, wärmende Aprilsonne sowie gut gelaunte Kunden, die sichtlich froh über das neue Angebot in Hönbach sind.
Dafür ist auch einiges neben dem Feuerwehrgerätehaus aufgebaut worden: Abseits des Verkaufszelts wurden außerdem Anhänger mit Wassertanks und Sauerstoffpumpe, in denen Karpfen, Forelle und Saiblinge noch kurz vor dem Verkauf herumschwimmen, zum Platz neben dem oberen Dorfteich gekarrt.  Wer seinen Auftrag vor Ort durchgibt bekommt die Fische dann direkt aus dem kühlen Nass gefischt, geschlachtet und nach Wunsch zerlegt. Dabei schaut der eine gespannt hin, der andere vielleicht lieber weg, bis die Ware in die Tüte gelegt ist. Fakt ist aber: Direkt aus dem Wasser und mit allen Hintergrundinfos zur Herkunft der Tiere versehen geht es kaum frischer und transparenter.
Das Angebot war heiß begehrt
Um acht Uhr morgens war laut Christopher Hanweber der Verkaufsbeginn angesetzt. Doch die erste Kundschaft sei weiteren Vereinsmitgliedern zufolge schon etwas früher eingetroffen. „Wir haben auch so gut wie alles verkauft“, lautet nur etwa zwei Stunden später das erste Fazit Hanwebers. Fischliebhaber kommen allerdings immer noch vorbei und holen ihre Bestellung ab.
Dass es besser gewesen wäre, einmal kurz durchzuklingeln bei den Mitgliedern des Kleintierzuchtvereins, mussten einige spontane Einkäufer allerdings erfahren: „Ich war leider gezwungen, ein paar Leute wieder heim zu schicken, weil wir kaum noch etwas da haben und sie nicht vorbestellt hatten. Vor allem die 50 Forellen waren sehr schnell ausverkauft.“ Das ein mancher ohne Leckerbissen im Korb wieder von dannen ziehen musste,  sei zwar sehr schade, die vielen Interessenten zeugen aber vom großen Zuspruch, auf den die Aktion bei den Menschen  rund um Hönbach gestoßen sein muss.
Dennoch mag manch einer aufhorchen: Das traditionelle Abfischen der Dorfteiche stellt schließlich jedes Jahr einen festen Eintrag im Kalender dar und ist nicht selten gut besucht – von Kundschaft und Schaulustigen gleichermaßen. Doch findet es eigentlich erst im Herbst statt. Wie wurde also der Vertrieb kurz vor Ostern auf die Beine gestellt? Auch darüber kann Christopher Hanweber aufklären: „Ich habe die Fische bei einem Züchter in Neustadt an der Aisch geholt.“ So können die Spielzeugstadtbewohner und jeder, der an diesem kühlen Frühlingsmorgen nach Hönbach eilt, Fisch direkt vom Züchter erwerben. „Es gibt ja keinen Fischladen mehr in Sonneberg. Da dachten wir, wir bieten mal so etwas bis zum Abfischen im Oktober.“ Weil nicht jeder ein  Fan vom Karpfen auf dem Teller ist, hat der Initiator eben noch Forellen und Saiblinge beschafft.
Fangfrisch aus dem Tank
Während unterm Zeltdach ein Kunde gerade seine erworbenen Karpfen eintütet, bestellt Anne Whitney zusammen mit ihrer Mutter mehrere Saiblinge. „Große für die großen Esser, kleine für die kleinen Esser“, lautet die Bitte. Daraufhin steigt Christopher Hanweber auf einen der Anhänger und zieht mit dem Kescher ein paar Exemplare aus dem Container, die von den beiden Frauen begutachtet werden. Sobald feststeht, welche Fische mit nach Hause kommen, werden sie geschlachtet und fachgerecht zerlegt. Und was hat die beiden Frauen dazu angehalten, in Hönbach Ausschau nach dem perfekten Karfreitagsfisch zu halten? „Ich esse eigentlich eher wenig Fisch, aber wenn, dann möchte ich wissen, wo er herkommt und dass er eine gewisse Qualität hat“, erklärt Anne Whitney. Und wo könnte man sich besser von jener Qualität überzeugen als an diesem Morgen beim Fischverkauf in Hönbach?  Wohl nirgends auf die Schnelle – deshalb würden die beiden Frauen auch jederzeit wieder vorbeikommen, sollte das Angebot erneut aufgezogen werden. Und da es den Verkauf in dieser Form dieses Jahr das erste Mal gibt, stellt sich die Frage, ob die Organisatoren bereits über eine zweite Auflage nachdenken nach so einem erfolgreichen Vormittag? „Vom Zuspruch her würde ich sagen, dass es auf jeden Fall wieder stattfinden sollte“, meint Christopher Hanweber.