Kabarett in Milz Zwerchfell-Angriff mit Fußball-Stargast

Kurt Lautensack
Kabarettist Fredi Breunig (rechts) unterhielt wieder bestens das Milzer Publikum. Kein Halten gab es, als ein allseits bekanntes Gesicht als Überraschungsgast die Bühne betrat: Reiner Calmund. Foto: Kurt Lautensack

Mit dem kabarettistischen Frühschoppen mit Fredi Breunig ist dem Milzer Karnevalsverein (MCV) wieder ein toller Vormittag gelungen. Mit von der Partie war wieder ein Star-Gast – diesmal ein international Bekannter aus der Fußballszene.

 
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Mit dem dritten Gong verstummen alle Gespräche, erwartungsvolle und freudige Gesichter, und dann bricht der Beifall der mehr als 300 Besucher los: Fredi Breunig betritt die Bühne. Vorbei die Frage aller Besucher im Milzer Kulturhaus, was er diesmal beim kabarettistischen Frühschoppen für Alltagsprobleme servieren wird, garniert mit Witz, Humor und Scharfsinn für die Situation. Das jeder Satz das Zwerchfell anregt und jede Episode einen Lachsturm verursacht, zeugt davon, dass er meistens den Nagel auf den Kopf trifft. Und schon ist er mittendrin im neuen Leben, dem Rentnerleben, aber „noch im alten Rhythmus“, was manchmal den Tagesablauf (früh aufstehen) betrifft. Und bei einer Rentnerfahrt habe er sich die Frage gestellt, ob die Entscheidung für ein Rentnerleben richtig war, weil er schon früh um 10 Uhr drei Bier hinunter gekippt hatte. Von der Busfahrt zum Marktplatz, weil er auf einen solchen gerne das Treiben beobachtet. Dabei stellt er fest: „Euch hier ausgenommen, gibt es nicht mehr viele schöne Menschen“. Alle (un)möglichen Tätowierungen zieren die Haut und es werde kein Wert auf ordentliche Kleidung mehr gelegt.

Foto: Kurt Lautensack

„Was gibt’s sonst Neues“, fragt er in die Saalrunde und meint gleich, „seid froh, dass ihr keine Landtagswahl habt, überall hängen die Köpfe rum“, außerdem gebe es Baustellen ohne Ende. Auf die Sperrung in Milz bezogen sagt er, „ich habe noch nie so viele Anlieger auf einmal gesehen, wie heute im Saal“. Schon greift er humorvoll regionales Geschehen auf oder startet Umfragen zum Urlaub oder zur Arbeitswelt. Dabei stellt er fest, dass Deutschland in der Bürokratie versinkt. Da habe sich in einer Stadt tatsächlich jemand darüber beschwert, dass beim Bäcker, kauft man ein halbes Brot, die beiden Hälften nicht genau sind. Und schon war er bei Bäckermeister Thomas Kühn aus Milz gelandet, um bei Zerteilen die Probe aufs Exempel zu machen. Eine tolle Idee, die die Lachmuskeln kaum entspannen. Als Gegenüber ist Jörg Schwamm angetreten und es geht darum: wer trifft genau die Hälfte. Gewinner Jörg darf natürlich das frisch gebackene Brot auch mitnehmen.

Ein großer Spaß: Der Brotschneid-Wettbewerb. Foto: Kurt Lautensack

Was Fredi Breunig in zwei Stunden von sich gibt, kann eigentlich nur in Stichworten oder Telegrammstil wiedergegeben werden. Da geht es um künstliche Intelligenz, um die Frage, ob Adam und Eva überhaupt einen Bauchnabel hatten, was eine Apotheke mit Einwohnern von Frankreichs Hauptstadt zu tun hat oder um Ernährungstipps, die nicht einmal einen „Haxen“ (Eisbein) empfehlen. Pointe auf Pointe, sodass man die vorherige schon wieder vergessen hat. Es ist eben genau der Augenblick, der ein wunderbares Gefühl erzeugt und das Zwerchfell arbeiten lässt. Und das Wort „Gemeinde-Hymne“ dürfte er für das nächste Mal vorgemerkt haben.

Eine dicke Überraschung

Die letzte halbe Stunde gehört wie immer dem Überraschungsgast, von dem bis zum Auftritt nur drei Personen wissen. Der Name Reiner Calmund ist von Fredi Breunig kaum ausgesprochen, brandet Beifall auf. Selbst weniger Fußballbegeisterten ist Reiner „Calli“ Calmund bestens bekannt als Manager von Bayer 04 Leverkusen, wo er von 1976 an 28 Jahre tätig und die Persönlichkeit im deutschen Fußball war. Und Fredi Breunig ahnte es schon vorher: Wenn Reiner Calmund kommt, dann gehört ihm die Show. Da braucht es nur kurze Anstöße und der Fußballexperte, Kolumnist und Buchautor mit seinem unverkennbaren, rheinischen Dialekt erzählt aus seinem Leben, was natürlich nur in Ansätzen möglich ist.

In Köln-Brühl geboren, begann der gelernte Außenhandelskaufmann mit abgeschlossenem Studium der Betriebswirtschaft seine Managerkarriere. Zunächst als Trainer 1967 in Frechen, nachdem er verletzungsbedingt die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste. Wie er selbst sagt, machte er später „die graue Maus Bayer Leverkusen“ zu einem international renommierten Fußballklub. Er erinnert an spektakuläre Spielerverpflichtungen, unter anderem Rudi Völler, Bernd Schuster oder Michael Ballack und andere aus dem Osten Deutschlands sowie die Brasilianer Jorginho, Paulo Sergio, Emerson oder Zé Roberto. Unvergessen auch, dass Reiner Calmund von der Uefa den „Fair Play Award“ zugesprochen bekam, unter anderem für das faire Verhalten der Spieler und Verantwortlichen von Bayer Leverkusen nach der Niederlage im Finale um die Uefa Champions League gegen Real Madrid. Sehr am Herzen liegen dem einst Schwergewichtigen von 180 Kilo Kinder in Not. So unterstützt er die karitative Stiftung „Tapfere Kinder“ und den Verein „Mutige Kinder“, für die er Geld einsammelt, um Projekte in Thailand und Deutschland mitzufinanzieren. So verrinnt die Zeit wie im Flug und viele Besucher dürften in ihrem Handy ein Erinnerungsfoto mit Reiner Calmund haben.

Auch beim diesjährigen kabarettistischen Frühschoppen hätte man den Eindruck gewinnen können, dass mindestens die Hälfte der Besucher früher Schulkameraden waren. Da spürt man eine Wiedersehensfreude, als hätte man sich viele Jahre nicht gesehen, obwohl man sich erst bei der jüngsten Mundartrallye, bei der letzten Karnevalssitzung, längstens aber vor einem Jahr bei gleicher Veranstaltung im Milzer Kulturhaus begrüßt hatte. Das spricht für die Qualität dieses Frühschoppens, für Fredi Breunig als Kabarettist und Moderator und für die Frauen und Männer des Milzer Carnevalsvereins als Gastgeber. Das honorieren auch die Gäste, die voll des Lobes sind für die Organisation und den Service, wie beispielsweise Besucherin Karin Seifert aus Milz, die vor allem die Frauen für ihre flotte Bedienung hervorhebt – die Männer, deren Einsatz dem sicher nicht nachsteht, werden es sicher verkraften. Ebenso der MCV-Sitzungspräsident Andreas Peter, dem es zusammen mit Fredi Breunig immer wieder gelingt, mit hochkarätigen Stargästen immer wieder eine echte Überraschung zu organisieren.

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