Seinen Gedanken nachhängend steht Thomas Koch unter der prachtvollen, etwa 400 Jahre alten Stieleiche, die den alten jüdischen Friedhof prägt. Den dicken Ast, auf dem einst sein Vater Klaus als Knabe eingeschlafen war, kann er Tochter Juliane und Enkelkind Emma (4) leider nicht mehr zeigen. Abgesägt. Vermutlich bei Pflegearbeiten. Aber der Schmalkalder kann seinen beiden Mädchen Geschichten erzählen, viele Geschichten. Vom Leben seiner Vorfahren in dem ehemaligen jüdischen Schulhaus, das im hinteren Bereich an dem Ende des 19. Jahrhunderts aufgegebenen Totenhof grenzt. Nach 1933 hatten die Großeltern Koch das Gebäude von der jüdischen Gemeinde gekauft und zum Wohnhaus umgebaut. Als Schulhaus war es schon lange nicht mehr genutzt worden. 1948 gaben die Russen das Gebäude der jüdischen Gemeinde zurück. Diese wiederum bot dem vormaligen Eigentümer das Gebäude erneut zum Verkauf an; ein zweites Mal. Das hatten die Kochs abgelehnt und auf der gegenüberliegenden Seite neues Eigentum erworben. Bis 1976 lebte Oma Koch noch als Mieterin in dem Haus.