„Für mich ist Wagner nicht der größte deutsche Komponist, sondern antisemitischer Superstar. Wie kann man so jemanden feiern?“, fragt der jüdisch-ukrainische Autor Yuriy Gurzhy anlässlich seiner Lesung aus dem Buch „Richard Wagner und die Klezmerband. Auf der Suche nach dem neuen jüdischen Sound in Deutschland“. Eigentlich sollte es eher eine amüsante Lesung werden. Und den Einstieg mit Wagner als antisemitischen Superstar in der Kulturstadt Meiningen zu beginnen – gewagt. Doch zum Ende der Veranstaltung kam Yuriy Gurzhy auf die Situation in seiner Heimat zu sprechen. Seit Kriegsbeginn schläft er kaum noch. „Ich hoffe, alle haben die Nacht überlebt!“ Er berichtet über den Kriegsverlauf aus seiner Heimatstadt, über Menschen, Freunde, die gerade Übermenschliches leisten, um in der Ukraine zu helfen, über die düstere Vergangenheit der russisch-ukrainischen Beziehungen in den 1930er Jahren, als Stalin in Charkiw die Intelligenz hat erschießen und die Ukraine hat aushungern lassen. Und jetzt die russische Invasion in die Ukraine im Februar 2022. „Ich habe das Gefühl, noch nie so viele Landsleute in Berlin getroffen zu haben. Das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Krieg hier angekommen ist.“