Als Dreijähriger hatte er selbst die Eröffnung des Kindergartens im Jahr 1972 miterlebt, und er habe gute Erinnerungen daran. Auch wenn ihn damals vor allem die großen Autos der Politprominenz – von Tatra bis Tschaika – besonders beeindruckt haben, wie er schmunzelnd bekennt. Dank sagte er nun allen, die diese 50 Jahre ermöglicht haben, die die Pusteblume zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Dazu gehören die Eltern, die Kindergärtnerinnen – und vor allem die Kinder selbst.
Denn das Programm, das die Kinder zwei Tage zuvor geboten haben, das habe ihn sehr beeindruckt. Schließlich hatte die Kindereinrichtung die 50 ihres Bestehens nicht allein mit der Festveranstaltung feiern wollen, sondern mit einer ganzen Festwoche, in der es so gut wie an jedem Tag einen Höhepunkt gegeben hatte. Ein Sommerfest zum Beispiel mit einem großen Auftritt der Kinder (die deshalb bei der Festveranstaltung nicht in Erscheinung traten), ein Zauberer hatte die Kleinen begeistert, eine Vorführung des Filmes „Das Märchenschloss“, der einst auf der Veste Heldburg gedreht worden ist, hatte es gegeben, ein weiteres Kinderfest mit Kinderschminken und Bastelstraße sowie eine Veranstaltung für die Kinder, ausgerichtet vom Kreissportbund. „Nächste Woche haben wir dann noch den Zuckertüten-Abschluss für die künftigen Schulanfänger“, sagt die Leiterin Simone Treybig, „dann reicht es erst einmal eine Weile mit dem Feiern!“
Kindergärten sind nicht nur eine Pflichtaufgabe einer Kommune, so Christopher Other, sondern eine schöne Aufgabe – die erreichen soll, dass die Kinder gern hier leben. Was viele am Rednerpult nach ihm bestätigten. So die „jung gebliebene Kindergärtnerin“ Hildegard Hartmann, die für ihren kleinen Streifzug „durch meine 43 Jahre Kindergarten Westhausen“ viel Beifall erhielt. Von ihr erfuhren die Besucher, dass Westhausen der erste Kindergarten in der Region war, der – nachdem nach der politischen Wende die Kinderkrippen aufgelöst worden sind – auch Kinder ab dem ersten Lebensjahr aufgenommen hat.
Als die finanziellen Mittel immer knapper wurden, sei im Jahr 2001 mit der Übernahme durch das Diakoniewerk Sonneberg, eine Einrichtung der Superintendenturen Sonneberg und Hildburghausen/Eisfeld, ein guter Weg eingeschlagen worden. Ihr Vorstand Klaus Stark und seine Mitarbeiter hörten dies sicher gern. „Ich danke für diese schöne Zeit in meinem Leben“, schloss Hildegard Hartmann ihren Bericht. „Schenkt auch weiterhin euer Herz den Kindern. Sie sind unser größter Schatz!“, forderte sie ihre Zuhörer auf.
Gleich emotional dann die Rede von Getraud Elsner. Dass eine ehemalige Kindergärtnerin, die bereits ihren 100. Geburtstag feiern konnte, sich immer noch so liebevoll an diese ihre Tätigkeit erinnert, ist schon etwas Besonderes. „Ich konnte damals mein Kind mit in den Kindergarten nehmen. Wo gibt es denn so was in einem anderen Betrieb?“ Mit „Ich wollte nie erwachsen sein“, dem beliebten Kinderlied, hatte der Chor Westhausen unter Leitung von Ulf Pries den Abend eröffnet. In dem Lied heißt es weiter „... tief in mir bin ich ein Kind geblieben“. Was so manche an diesem Abend erneut unter Beweis gestellt haben. Nicht nur Getraud Elsner mit ihren reichlich einhundert Jahren.
Statt ausschließlich mit Worten gab es bei der anschließenden „Zeitreise durch 50 Jahre – von 1972 bis 2022“ vieles noch einmal zu erleben, diesmal mit Bild und Ton. Kein trockener Diavortrag, wie das früher hieß, sondern ein humoriger Rückblick zu dieser „Goldene Hochzeit des Kindergartens“. So kommentierte Bürgermeister Ulf Neundorf die ersten Bilder von der Eröffnung: „1972 war in der BRD die Ölkrise. Wir in der DDR hatten Benzin – die Grenze war ja noch zu.“ Gekostet habe der Bau in Westhausen nicht allzu viel, vieles wurde ja noch im Nationalen Aufbauwerk (NAW) geleistet, wie einige historische Fotos bewiesen. Dass zur Einweihung des Kindergartens sogar Friedrich Ebert vom Politbüro gekommen war, dazu sagte Ulf Neundorf: „Wenn heute ein Kindergarten eingeweiht wird, da kommt kein Bundespräsident!“ Seitdem hatte er schon im Kindesalter den Wunsch, Politiker zu werden – vor allem wegen der „riesigen Schlitten“, mit denen die Ehrengäste damals gekommen waren. Die hatte er zuvor in Westhausen noch nie gesehen.