Außer um Heards und Depps guten Ruf geht es auch um viel Geld: Er hat sie auf 50 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt, sie ihn auf 100 Millionen.
2020 war die Ehe des Paares schon einmal Gegenstand einer Gerichtsverhandlung: Damals hatte Depp den Verlag der britischen „Sun“ wegen eines Artikels verklagt, in dem es hieß, Depp habe Heard misshandelt. Der „Fluch der Karibik“-Star scheiterte schließlich mit seiner Klage.
Die fatale Kurzzeitehe von Johnny Depp und Amber Heard
Der Prozess in Fairfax zeichnet das Bild einer zutiefst dysfunktionalen und zerstörerischen Ehe. Johnny Depp und die 22 Jahre jüngere Amber Heard hatten sich 2011 bei den Dreharbeiten zu „The Rum Diary“ kennengelernt. Johnny Depp hatte mehrere Beziehungen hinter sich – unter anderem zu so bekannten Frauen wie Winona Ryder, Kate Moss oder Vanessa Paradis. Amber Heard, die offen bisexuell lebt, war mit der Fotografin Tasya van Ree liiert. Das Brisante: Auch in dieser Beziehung soll es Probleme mit Gewalt gegeben haben, die Vorwürfe gegen Heard wurden aber schließlich fallengelassen.
2014 verlobten sich Depp und Heard, 2015 wurde geheiratet. Nur ein Jahr später reichte sie die Scheidung ein – insgesamt dauerte die Ehe 15 Monate. Heard führte als Grund für die Scheidung „unüberbrückbare Differenzen“ an.
Was beide Seiten ins Feld führen
Es ist nicht schön anzusehen, wie die Lager Heard und Depp sich im Gerichtssaal schockierende Vorwürfe um die Ohren hauen. US-Fernsehsender zeigen in Livestreams, wie die schlimmsten Szenen einer offenbar zutiefst zerrütteten Ehe hervorgezerrt werden – abgetrennte Fingerkuppen werden da besprochen oder wer wen mit Wodkaflaschen beworfen hat. Es ist ein trauriges Spektakel, bei dem man gerne wegsehen würde, aber einfach nicht kann.
„Halt die Klappe, Fettarsch“, hört man Depp in Tonaufnahmen zu Heard sagen. Eine Zeugin beschreibt einen Streit zwischen den Ehepartnern: Heard soll Depp einen „abgehalfterten Schauspieler“ und „fetten alten Mann“ genannt haben. Der Anwalt der Schauspielerin liest eine Kurznachricht vor, die Johnny Depp 2013 schrieb: „Lass uns sie ertränken, bevor wir sie verbrennen!“ Schockiertes Schweigen im Gerichtssaal. Depp erklärt, er habe das nicht ernst gemeint: „Das ist einfach respektloser und abstrakter Humor.“
„Ich dachte, du bringst mich aus Versehen um“, schluchzt Heard in einer anderen Aufnahme, die ihre Anwälte im Gerichtssaal abspielten. „Ich habe einen verdammten Finger verloren“, antwortet darauf Depp. „Ich habe eine Flasche ins Gesicht gekriegt.“ Heard kämpft im Gerichtssaal mit den Tränen, als die Aufnahmen vorgespielt werden.
Johnny Depps Anwälte versuchen, Amber Heard als Frau mit schweren psychischen Problemen darzustellen. Eine von Depps Lager engagierte Rechtspsychologin diagnostizierte bei Heard eine Borderline-Störung. Die 36-Jährige neige zu emotionaler Instabilität und plötzlichen Wutausbrüchen. Depp sagt im Zeugenstand, seine Ex-Frau habe ein „Bedürfnis nach Gewalt. Es bricht aus dem Nichts hervor“.
Eine heimlich aufgenommene Videoaufnahme zeigt indes, wie sich Depp schon morgens einen großen Humpen Wein einschenkt, wie er wütend Küchenschränke zu donnert. Sein jahrelanger Alkohol- und Drogenmissbrauch habe ihm zwar schwer geschadet, sagt der Schauspieler bei seiner Aussage vor Gericht – gewalttätig sei er aber während seiner Räusche nicht geworden.„Die einzige Person, die ich in meinem Leben misshandelt habe, bin ich selbst.“
Amber Heard hat in dem Prozess bislang noch nicht ausgesagt. Vier weitere Prozesswochen sind angesetzt. Unter anderem sind auch der Schauspieler James Franco und Tesla-Gründer Elon Musk vorgeladen. Der Multimilliardär hatte nach Heards Scheidung eine Beziehung mit der Schauspielerin.
Was für die beiden auf dem Spiel steht
Für beide geht es in dem Prozess um viel. Nicht nur ihr Ruf steht auf dem Spiel, sondern auch ihre Karrieren. Seine Rolle als Gellert Grindelwald in der Filmserie „Fantastische Tierwesen“ musste Depp 2020 auf Druck des Produktionsstudios abgeben. Und auch Heards Karriere hat der Skandal geschadet. Die Schauspielerin, bekannt aus Filmen wie „The Danish Girl“ oder „Aquaman“, wirft ihrem Ex-Mann vor, er habe sie in Hollywood zur „Persona non grata“ gemacht.