Jena - Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Wildbienen-Arten, die in Thüringen herumschwirren. Es gebe «Gewinner» und «Verlierer» des wärmer werdenden Klimas, sagte der Sprecher des NABU Thüringen. Schätzungen der Naturschutzorganisation zufolge leben thüringenweit rund 430 Wildbienen-Arten.
Zuletzt überdurchschnittlich warme Jahre hätten dazu beigetragen, dass sich die Blaue Holzbiene stärker in Thüringen verbreitet habe. Die schwarzblau schimmernden Insekten mögen die warmen Temperaturen, wie der Sprecher sagte. Vor einigen Jahren sei die Art nur im Süden Thüringens verbreitet gewesen, jetzt sei sie im ganzen Freistaat zu sehen.
Anders sehe es bei der Schenkelbiene aus. Sie sei an die Pflanze Gilbweiderich angepasst, die hauptsächlich an feuchten Stellen vorkomme. Gebe es wie aktuell nicht genügend Feuchtgebiete, gehe die Zahl der Pflanzen und somit auch die Zahl der Schenkelbienen zurück.
Dass sich einzelne Sechsbeiner durch die Wärme besser ausbreiten, solle aber nicht über das allgemeine Insektensterben hinwegtäuschen, so der Sprecher. Nach NABU-Angaben ist in Deutschland mehr als jede zweite Wildbienen-Art im Bestand gefährdet. «Es gibt immer weniger Lebensräume und zu wenig Pflanzenvielfalt», sagte der Sprecher.
Die Gründe für zurückgehende Insektenpopulationen sind nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums vor allem der Klimawandel, die Landwirtschaft und Schadstoffe in der Luft.
Am Freitag startet der NABU Thüringen wieder die Aktion «Insektensommer», bei der Naturfreunde zum Beobachten und Zählen ausgewählter Insektenarten aufgerufen sind. Bis zum 11. August können die Sechsbeiner gezählt und etwa via App an den Umweltverband gemeldet werden. Die Aufmerksamkeit liegt dabei auf acht Arten, darunter Siebenpunkt-Marienkäfer, Ackerhummel und Blaue Holzbiene. Die Blaue Holzbiene ist fast drei Zentimeter groß und wird laut NABU wegen ihres imposanten Körpers häufig für eine Hummel gehalten.
Frank Creutzburg vom Thüringer Entomologenverband rät, Insekten möglichst an einem sonnigen, trockenen und windstillen Tag zu zählen. Dann habe man die besten Chancen, viele Tiere zu entdecken. Das Beobachtungsgebiet sollte nicht größer als etwa zehn Meter in jede Richtung sein. Hintergrund der Zähl-Aktion ist die Sorge um den Insektenbestand angesichts schwindender Lebensräume.
Bienen tragen maßgeblich zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Rund 80 Prozent aller Pflanzenarten, die unsere Nahrung sichern, sind auf den Besuch von Bestäuberinsekten angewiesen, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium informiert. Eine Wildbiene kann dem NABU zufolge bis zu 8800 Blüten pro Tag besuchen und schaffe damit mehr als das Doppelte einer Honigbiene. dpa