Passagiere gerieten in Panik
Alles habe zu rütteln begonnen, die Lichter seien ausgegangen. „Das ist wie eine Horrorgeschichte“, sagte der Schwede Anton Deibe nach der Evakuierung dem schwedischen Rundfunksender SVT. Der 17-Jährige saß bei dem Vorfall neben seiner Schwester hinter dem brennenden Flügel. Alle an Bord hätten natürlich Panik bekommen.
Aus dem Fenster seien orangefarbene Flammen geschlagen, während sich die Kabine mit Rauch füllte, erzählte ein 33-jähriger Japaner der Zeitung „Asahi Shimbun“. Er befand sich wie viele andere Landsleute mit seiner Frau und zweijährigen Tochter auf dem Rückweg von den Neujahrsfeierlichkeiten bei seinen Schwiegereltern auf Hokkaido. Er habe gedacht „Oh nein“ und versucht, den Rauch nicht einzuatmen. „Bitte bleiben Sie ruhig. Bitte nehmen Sie nicht Ihr Gepäck“, habe es über die Borddurchsage geheißen, erzählte der Japaner weiter.
Während Feuerwehrleute neben einem der zerstörten Triebwerke das gewaltige Feuer löschen und aus den Fenstern des Flugzeuges hohe Flammen empor schlagen, verlassen die Passagiere über eine Notrutsche das Flugzeug. Darunter sind auch acht kleine Kinder. 17 der Flugzeuginsassen erleiden Verletzungen. Beim Anblick des Infernos mutet es wie ein Wunder an, dass sie es überhaupt überlebt haben. Wie es genau es zu der Kollision mit der Maschine der Küstenwache kam, war am Abend noch ungeklärt. Die Ermittlungen laufen.
Straßen aufgerissen oder blockiert
Währenddessen begann für viele Menschen auf der anderen Seite des Archipels am Japan-Meer eine zweite Nacht in den Notunterkünften. Zahlreiche Häuser sind in Folge der weiter andauerenden Beben zerstört oder fielen Bränden zum Opfer. Straßen wurden aufgerissen oder teils durch Erdrutsche blockiert, Bäume stürzten um.
„Ich hatte große Angst, ich habe geschrien. Ich dachte, ich würde sterben“, schilderte die australische Touristin Kumudu Thuyakontha der Zeitung „The Sydney Morning Herald“. Sie hatte gerade eines der traditionellen Onsen-Bäder in der unter Touristen beliebten Präfektur Kanazawa besucht, als das Gebäude zu schwanken begann. Sie und ihre Familie blieben unverletzt und nahmen nach Abklingen der Erschütterung den ersten verfügbaren Zug nach Kyoto, um zu entkommen.
Andere hatten weniger Glück. „Zuerst dachte ich, das Beben hätte die übliche Stärke“, erzählte ein Bewohner Ishikawas der Zeitung „Asahi Shimbun“. „Aber bald darauf gab es ein vertikales Beben und das Haus stürzte ein.“ Seine 79 Jahre alte Mutter, die sich in einem anderen Zimmer aufgehalten habe, sei beinahe unter dem Haus begraben worden, habe aber noch „Raus!“ gerufen und sich rechtzeitig retten können. Sie hätten die Nacht auf einer Anhöhe im Zelt übernachtet und seien dann in eine Notunterkunft gezogen, sagte der 50-Jährige der Zeitung.
Rund 100 000 Menschen waren während der Neujahrsfeierlichkeiten aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. In Zehntausenden Haushalten fiel bei winterlichen Temperaturen der Strom aus. Japans Kaiser Naruhito und seine Familie sagten ihren traditionellen Neujahrsauftritt vor dem Volk am Dienstag ab. Sie seien untröstlich und hofften, dass die Bemühungen zur Rettung von Menschenleben so schnell wie möglich voranschreiten, zitierten Medien das Haushofamt. Die Wetterbehörde warnte für die nächsten Tage vor weiteren Beben.