Die Hausärzte monieren aber auch inhaltliche und fachliche Fehler, Widersprüche, Floskeln und fehlende Informationen. Etwa drei Viertel der Befragten nannten Therapieempfehlungen und Anweisungen zur Medikamenteneinnahme nach der Entlassung aus dem Krankenhaus als häufige Fehlerquellen.
"Dass man Arztbriefe nicht immer auf Anhieb versteht, zeigt die Komplexität der Materie", sagt Rudolf Henke, Vorsitzender des Marburger Bundes, der unter anderem Klinikärzte vertritt. "Dass Fehler überhaupt vorkommen können, gehört zu jeder menschlichen Arbeit dazu. An beiden Schwächen muss man arbeiten."
Ein großes Problem sei, wenn drei Viertel der befragten Hausärzte Therapieempfehlungen und Einnahmeanweisungen aus dem Krankenhaus häufig als fehlerhaft bewerten. Es müsse dringend mehr direkte Kommunikation zwischen Haus- und Krankenhausärzten organisiert werden, so Henke. "Aus Sicht des Marburger Bundes liegt es auch an den knappen Stellenplänen im Krankenhaus, wenn dafür heute nicht genug Zeit zur Verfügung steht."
Kritik an Arztbriefen kommt auch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. "Es ist dramatisch, wenn sich Ärzte hierbei untereinander nicht verstehen", sagte Vorstand Eugen Brysch. "Ausgeliefert ist der Patient." Einheitliche Standards für Entlassungsbriefe seien längst vorgeschrieben. "Handschriftliche Notizen, fachinterne Ausdrücke oder Abkürzungen haben auf diesen Papieren nichts zu suchen."
Arztbriefe sind zeitraubend - sowohl für die Verfasser als auch für die Hausärzte. Im Durchschnitt müsse ein Hausarzt täglich drei bis zehn Briefe lesen, berichtet Bechmann. Das könne bis zu einer Stunde dauern. Klinikärzte verbrächten pro Tag sogar bis zu drei Stunden mit dem Verfassen der Briefe. Die Empfehlung der Forscher: Das Schreiben von strukturierten und verständlichen Arztbriefen sollte fest im Medizinstudium etabliert werden.
Das Forschungsprojekt wird mit der Auswertung von 200 Arztbriefen aus verschiedenen Abteilungen der Uniklinik Düsseldorf fortgesetzt und soll auf weitere Kliniken in Deutschland ausgeweitet werden.