Impfstoff-Versorgung Bund will Glasindustrie fördern

Es kann gut sein, dass dieser Impfstoff von Astrazeneca in einer Ampulle aus Neuhaus am Rennweg steckt. Welche Impfstoffe genau in die Glasfläschchen von Thüringer Pharmaglas abgefüllt werden, kann das Unternehmen aber gar nicht genau sagen. Foto: dpa//Matthias Bein

Damit die deutsche Impfkampagne gegen das Coronavirus nicht wegen fehlender Glasfläschchen für den Impfstoff ins Stocken gerät, fördert der Bund den Bau neuer Produktionsanlagen mit insgesamt 90 Millionen Euro. Pharmaglas in Neuhaus am Rennweg hatte seine Investitionsentscheidung aber schon vorher getroffen.

 
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Berlin/Neuhaus - Gleich mehrfach musste Deutschland in der Corona-Pandemie feststellen, wie fatal es sein kann, sich in einer Notlage auf globale Lieferketten zu verlassen. Erst fehlten Schutzmasken, nun sind es viele Bauteile für die Industrie und auch die Knappheit des Impfstoffs gegen das Coronavirus hat neben der dilettantischen Beschaffung durch die EU auch etwas mit Problemen bei den globalen Lieferketten zu tun. So könnte sich die Auslieferung des Heidelberger Impfstoffs Curevac verzögern, weil Handelsbeschränkungen der USA die Lieferung wichtiger Rohstoffe verhindern.

Nun will die Bundesregierung reagieren. Zum Beispiel mit der „Richtlinie für die Bundesförderung von Produktionsanlagen von Borosilikatrohrglas und Glasvials zur Verwendung in der Impfstoffproduktion“. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, das mit 90 Millionen Euro den Bau neuer Anlagen zur Produktion von Glasfläschchen für Impfstoffe unterstützen will.

„Damit der Impfprozess nicht ins Stocken gerät, benötigen wir nicht nur ausreichend Impfstoffe. Die Impfstoffe müssen auch sicher verpackt und transportiert werden können. Daher fördern wir ab sofort auch die Produktion der unverzichtbarer Glasfläschchen, in die die Impfstoffe abgefüllt werden“, erklärte Staatssekretär Andreas Feicht in Berlin.

„Ein guter Schritt“, sagt Steffen Meinel, Geschäftsführer bei der Thüringer Pharmaglas GmbH in Neuhaus am Rennweg. Das Unternehmen hatte schon Mitte Februar berichtet, bereits rund sieben Millionen Glasfläschchen für rund 40 Millionen Impfdosen im Thüringer Wald produziert zu haben. Schon damals hatte Meinel weitere Investitionen in die Produktion in Aussicht gestellt. „Inzwischen haben wir zwei weitere Anlagen bestellt“, berichtet Meinel. Noch ganz ohne Förderprogramm. Ob die bereits angestoßene Investition nun auch noch in das Programm des Bundes passt, dass müsse er erst noch klären, sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit dieser Zeitung. Grundsätzlich sei es aber die richtige Entscheidung, wieder auf nationale Produktion wichtiger Güter zu setzen. Die Pandemie habe gezeigt, dass man sich auf internationale Lieferketten nicht verlassen könne, so Meinel. jol

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