Im Fokus steht das Buch Bibliothek startet durch

Ein geschichtsträchtiger Ort Foto:  

Mitten im Herzen der Stadt Hildburghausen, in einem der wohl schönsten Gebäude der Stadt – dem historischen Rathaus – befindet sich die Stadt- und Kreisbibliothek „Joseph Meyer“. Im Fokus ihres täglichen Tuns steht das gedruckte Buch und die Kunst, dessen Wert der Gesellschaft und vor allem den Kindern zu vermitteln

 
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Sie arbeitet sozusagen in einer Schatzkammer. Ihre Mission ist es, einen Schatz zu hüten, zu vergrößern und – ihn in die Welt zu tragen. Ihr Schatz besteht aus Buchstaben und Wörtern, aus Büchern und Datenträgern, aus unendlichem Wissen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Dorothea Almeritter leitet die Stadt- und Kreisbibliothek „Joseph Meyer“ in Hildburghausen, arbeitet dort seit 1979 und tut Tag für Tag alles dafür, ihre selbst erklärte Herzensaufgabe gelingen zu lassen und immer wieder aufs Neue so zu gestalten, dass sie zukunftsfähig bleibt. Im Gespräch mit Freies Wort blickt sie zurück auf bewegende Zeiten, die der gesellschaftliche, pandemiebedingte Stillstand hervorbrachte. Und sie schaut auf ein spannendes Jahr 2023.

Kontaktlose Zeiten

Ein gutes Jahr ist es nun her, als die Bibliothek langsam in den Alltag zurückkehren konnte: „2022 stand noch im Schatten der Pandemie. Bis Ende Januar hatte die Bibliothek aus Hygieneschutzgründen geschlossen. Von November 2021 bis zum 21. Januar 2022 war die Ausleihe von Medien nur über die kontaktlose Ausleihe möglich. Viele Leser verzichteten sogar auf die Nutzung der Bibliothek, teilten uns mit, dass sie selbst stöbern möchten und deshalb lieber abwarten“, erinnert sich Dorothea Allmeritter traurig an diese harten Zeiten an ihrer Arbeitsstelle, in der sie ihre Berufung gefunden hat.

Die Einschränkungen hielten bis Ende März an. „Trotzdem waren erste kurze Besuche von Kindergärten und Schulen wieder möglich. Durch die Einschränkungen der Corona-Zeit war die Zusammenarbeit mit diesen so wichtigen Kooperationspartnern kaum möglich. Trotzdem kamen gleich nach den Lockerungen im Frühjahr erste Anfragen, ob Bibliotheksbesuche wieder machbar sind. Das zeigt, wie wichtig die Kinderbibliothek als Partner bei der Förderung der Lese- und Medienkompetenz ist. Der sehr gut aufgestellte Kinderbuchbestand, vermittelt von der fachlich versierten Kinderbibliothekarin Dagmar Möhring, konnte trotz Corona-Pandemie weiter ausgebaut werden“, sieht die Bibliotheksleiterin das Gute im Schwierigen. Die Schließzeiten habe man zur Bestandssichtung und Aussonderung von veralteten Medien sowie zur Umgestaltung einzelner Bibliotheksbereiche sinnvoll genutzt.

Das Dranbleiben, das Kontakthalten, die Arbeit hinter den Kulissen – all das hat sich ausgezahlt, weiß Dorothea Allmeritter heute: „Vor allem zahlreiche junge Familien nutzen inzwischen die vielseitigen Angebote unserer Bibliothek. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Steigerung der Nutzerzahlen. Es sind etwa 100 eingetragene Leser mehr als noch 2021.“

Trotz aller Widrigkeiten und nicht zuletzt mit Unterstützung der Kooperationspartner Kreisvolkshochschule, Frauenkommunikationszentrum Binko und der Landeszentrale für politische Bildung Erfurt wurde die Veranstaltungsreihe der Bibliothek „Demnächst im Bürgersaal“ mit Leben erfüllt. Für Kinder gab es ab 2022 zahlreiche Veranstaltungen zur Leseförderung sowie viele Formate zur Einführung in die Bibliotheksbenutzung. Für die Gymnasiasten gab es wissenschaftliche Ansätze: Se bekamen die traditionelle Schulung zu Literaturrecherche, Zitieren, Quellenangaben, Urheberrechte in Vorbereitung ihrer Seminarfacharbeiten.

Ein Höhepunkt des Kulturkalenders der Bibliothek war die zehnte Kleine Hildburghäuser Kulturnacht mit über 200 Gästen. Die Bibliothek präsentierte eine Lesung mit der Bestseller-Autorin Kati Naumann und ein Bilderbuchkino und öffnete Dachboden und Türmerwohnung im historischen Rathaus. Im Oktober beteiligte sich die Bibliothek an der Thüringen-weiten Aktion „Thüringen liest“ . Der Vorlesewettbewerb der sechsten Klassen wurde 2022 online realisiert, der Förderverein Schloss Bedheim bei drei Kinder-Kunst-Projekten unterstützt. Dazu war die Ferien-Leseaktion „Ich bin eine Leseratte“ ein riesiger Erfolg.

Das Bibliotheksjahr 2023 ist nun angelaufen – der Saal im Historischen Rathaus war bereits mehrmals bis zum letzten Platz besetzt. „So darf es weitergehen“, wünscht sich Dorothea Allmeritter für sich und ihr Team, das neben der Bibliothek gemeinsam mit dem Stadtmuseum die Aufgaben einer städtischen Touristinformation übernimmt.

Aktuell wird die elfte Kulturnacht vorbereitet, die am 5. Mai stattfinden wird. Außerdem fordert das Tagesgeschäft die Belegschaft. „Bei uns ist ja jeder Tag ein bisschen wie Weihnachten. Wir haben viele Bestellungen auszupacken und bibliothekarisch zu erfassen. Zum Beispiel haben wir ganz neu Tony-Boxen im Sortiment – mit vielen Geschichten. Trotz aller Digitalisierung und Technik – im Fokus der Arbeit der Bibliothek steht das gedruckte Buch und die Kunst, dessen Wert der Gesellschaft und vor allem den Kindern zu vermitteln“, sagt die Leiterin.

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