Ilmenauer Sport trauert Rodeltrainerin Kerstin Merten gestorben

Ist am 1. November unerwartet verstorben: Die Ilmenauer Rennrodeltrainerin Kerstin Merten Foto: Landessportbund

Ilmenaus Sport und speziell die Rennrodler müssen Abschied nehmen von einer ihrer verdienstvollsten Trainerinnen überhaupt: Kerstin Merten.

 
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Als die tragische Nachricht bekannt wurde, richtete der Rodelclub (RC) Ilmenau an der Wolfram-Fiedler-Kunststoffbahn am Floßberg spontan eine Trauerecke ein. In einem Brief, der dort abgelegt wurde, hat eine junge Sportlerin geschrieben: „Sie haben uns Spiel und Spaß, Disziplin und Höflichkeit und Freude am Sport und Rodeln gelehrt. Dafür bin ich Ihnen unendlich dankbar und wünschte, ich hätte noch viele Jahre bei Ihnen trainieren können.“

Der Schock über den Verlust ist groß, und es wird lange dauern, bis er bei allen auch nur annähernd überwunden sein wird: Völlig unerwartet verstarb am 1. November in ihrem Ilmenauer Zuhause Kerstin Merten, Trainerin beim Rodelclub Ilmenau.

Der Verein schreibt in einem Nachruf: „Mit ihrer hauptamtlichen Arbeit als Trainerin sowohl im Verein als auch für die Thüringer Landesauswahl der Jugend C und D war Kerstin Merten eine unverzichtbare Stütze für den Rodelsport im Freistaat. Als Gründungsmitglied des Rodelclubs Ilmenau e. V. leitete sie von Beginn an die Geschicke des Vereins – stets im Hintergrund, aber niemals leise. Für die Anerkennung des Rodelsports, den Erhalt der Allwetterrodelbahn in Ilmenau oder um Trainingszeiten in Oberhof für ihre Trainingsgruppen kämpfte sie wie eine Löwin, ohne dabei Konfrontationen, auch mit gestandenen Sportfunktionären, aus dem Weg zu gehen.

Neben ihrer Trainertätigkeit koordinierte und organisierte sie Sport- und Vereinsveranstaltungen, pflegte den Kontakt zu Behörden, Sponsoren und Helfern, verwaltete und bestückte im Alleingang mehrere Lager mit Sport-, Spiel- und Werbeausstattung und verbrachte lange Abende am Computer, um für die Kinder Einladungen, Kalender oder Weihnachtskarten zu gestalten.

Selbst viele Worte könnten nicht beschreiben, mit welcher Leidenschaft, Hingabe und unermüdlichem Einsatz sie sich dem Rodelsport und vor allem den Rodelkindern gewidmet hat. Mit liebevoller Konsequenz vermittelte sie Kindern im Alter von fünf bis 13 Jahren nicht nur die notwendigen sportlichen Übungen, sondern auch soziale und gesellschaftliche Kompetenzen, die junge Menschen ein Leben lang begleiten.

Kerstin Merten war eine Respektsperson, der aber Kinder dennoch ihr Herz ausschütten konnten. Die sportliche Stärke mit sozialer Kompetenz und gesellschaftlicher Verantwortung verknüpfte und jungen Menschen in vielen Lebenslagen Eigenverantwortung und Kameradschaft vermittelte.

Generationen von ehemaligen Rodelkindern sind Kerstin Merten bis heute verbunden in dankbarer Erinnerung an ihre Zeit beim RC Ilmenau. Die aktuell erfolgreichste Sportlerin aus dem Verein und Weltspitzenrodlerin, Dajana Eitberger, olympische Silbermedaillengewinnerin von 2018, begann mit dem Rennrodeln beim RCI unter Kerstin Merten. Sie ist aber nur die Spitze einer großen Pyramide. Denn Hunderte Kinder, die es nicht bis zur sportlichen Elite geschafft haben, aber bis heute sportlich und sozial von ihrer Zeit im RC Ilmenau profitieren, sind Kerstin Mertens wahres Vermächtnis.

Auszeichnungen und Gedenken

Vom Landessportbund Thüringen wurde Kerstin Merten 2019 mit der GuthsMuths-Plakette in Silber ausgezeichnet. Der Thüringer Schlitten- und Bobsportverband ehrte sie 2021 mit der Verdienstmedaille. Im Frühling 2022 hatte zudem der Vorstand des RC Ilmenau klammheimlich eine Bewerbung für Kerstin Merten für den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland eingereicht – wohlwissend, dass es schwierig werden würde, Kerstin dazu zu bewegen, eine solche Auszeichnung für ihr Engagement anzunehmen, das sie selbst doch für so selbstverständlich gehalten hat.

Heute können wir ihr keinen Orden mehr anheften. Es bleibt uns nur noch, Blumen für sie niederzulegen und ihr Andenken hochzuhalten. Ihr Tod reißt eine Lücke in den Verein und in die Herzen der Mitglieder, die nur sehr langsam wieder zu schließen sein wird. Doch ihr Vermächtnis lebt weiter in all den vielen aktuellen und ehemaligen Rodelkindern und Vereinsmitgliedern, die nun in tiefer Trauer Abschied von ihr nehmen müssen, doch ihre Stärke und ihren Zuspruch ein Leben lang mit sich tragen dürfen.“

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