Ilmenau – Waren Sie auch ein heimlicher Leser in der DDR? Damit ist nicht gemeint, dass Sie heimlich gelesen haben, denn das Lesen war ja eines der Dinge, die man hierzulande durfte. Nein, die Frage meint: Haben Sie damals heimlich verbotene Bücher gelesen? Kafka, Freud, Fried, Orwell und dieses ganze angeblich dekadente Zeug.

Haben Sie? Wenn ja, dann sind Sie eine(r) von vielen. Wie in allen Bereichen waren gelernte DDR-Bürger auch bei der Beschaffung dieser „heißen“ Ware äußerst erfinderisch. Und Möglichkeiten, an die verbotenen Lesestoffe heranzukommen, gab es viele. In ihrem Buch „Heimliche Leser in der DDR – Kontrolle und Verbreitung unerlaubter Literatur“ haben der Historiker Siegfried Lokatis und die Germanistin Ingrid Sonntag eine Reihe von Geschichten zusammen getragen, in denen der Leser Menschen begegnet, die auf bisweilen kuriose Art und Weise an die „Westliteratur“ heran kamen.