Ilmenau Neugierige und populäre Schwäne ziehen um

Gerd Dolge

Fünf Jung-Schwäne von Gräfinau-Angstedt sollen umziehen, denn ihre Wanderlust in der Gemeinde wurde schon einem Tier zum Verhängnis. Sogar ins Fernsehen haben sie es schon gebracht...

 
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Gräfinau-Angstedt - Eine Schwanenfamilie mit sechs Jung-Schwänen hielt Gräfinau-Angstedt seit gut einem halben Jahr in Atem. Das Eltern-Paar der weißen Schönheiten ist in und um Gräfinau-Angstedt bekannt. Im Frühjahr kam sechsfacher Nachwuchs dazu. Das Glück vieler Tierfreunde des Ortes war groß. Die Sorgen waren es allerdings auch.

Ihren Brutplatz am Torteich begann die Schwanenfamilie Schritt für Schritt zu verlassen. Sie querten die viel befahrene Straße am Torteich, liefen bis zum Rathaus, zum Brunnen - selbst bis zum Kindergarten "Pfiffikus" waren sie unterwegs. Oft mussten die kleinen und großen Schwäne die gut frequentierte Straße queren. Das war nicht ungefährlich für die zu Fuß doch recht gemächlichen Tiere.

Die Schwäne waren in vielen Familien über Wochen das Gesprächsthema Nummer 1 am Abendbrot- und am Frühstückstisch. Vor allem bei den Mädchen und Jungen im Kindergarten Pfiffikus waren die Schwäne gern gesehen: Sie kamen ja auch bis vor die Tür des Kindergartengebäudes und stahlen mit ihrer Anwesenheit zeitweilig sogar dem hölzernen Krokodil die Schau.

Die Kinder sprachen aber nicht nur über die Tier-Familie, sondern malten sie zur eigenen wie zur Freude ihrer Eltern und Erzieherinnen in bunten Farben auf Papier. Diese Bilder wollten sie der Bürgermeisterin von Gräfinau-Angstedt übergeben, damit sie diese im Rathaus ausstellt.

Wie wichtig es ist, nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene immer wieder auf die Schwäne aufmerksam zu machen und Rücksichtnahme ihnen gegenüber zu fordern, machten viele heikle Verkehrs- und Bremssituationen sowohl am Torteich als auch in der scharfen Kurve in der Wümbacher Straße am Sportpark deutlich, wohin es die Tiere immer mal wieder "geschafft" hatten.

Am vergangenen Freitag hatten die Kinder aus dem "Pfiffikus" Claudia Gorzelitz eingeladen, um ihr die selbst gemalten Bilder zu übergeben. Aber nein, da waren es nur noch fünf Jung-Schwäne, über die Kinder und Erwachsene im Dorf sprachen. Nicht nur die Schwaneneltern hatten sich in ihr ursprüngliches Paarungsgebiet zwischen Angstedt und Sorge zurückgezogen. Ein Schwan fehlte. Wie Claudia Gorzelitz in Erfahrung brachte, war dieser Jung-Schwan nicht von einem Auto an- und überfahren worden. "Dieser Schwan ist offenbar bei seinen ersten Flugversuchen gestorben", berichtete sie. "Er ist dabei in die Stromleitungen geraden, abgestürzt und auf die Straße gefallen. Eine Einwohnerin hat sogar noch extra vor dem schwer verletzten bzw. wohl schon toten Tier angehalten, damit es nicht überfahren wird."

Ähnliche Sicherungsaktionen gab es in den letzten Wochen mehrere. Noch gut in Erinnerung ist den Einwohnern, wie die Mitglieder der örtlichen Jugendfeuerwehr dem kleinen Pulk der fünf Schwäne in der Wümbacher Straße an dem einen Ende des Ortes bis in den Torteich am anderen Ende des Ortes mit Fahrrad-Begleitschutz unter Scheinwerferlicht auf der Hauptstraße des Ortes begleitet haben.

Die Schwäne brachten einige Unruhe ins Kindergarten-Tagesgeschäft, vor allem an den Tagen, an denen sie direkt vor der Glastür standen und schauten. Aber was wollten die Schwäne wirklich? fragten sich Kinder und Erwachsene: "Vielleicht wollen sie den Oma-Opa-Tag mitfeiern?", "Vielleicht wollten sie nur mit uns spielen?" vermuteten die einen und andere gar: "Oder sie wollten sich bei uns im Kindergarten anmelden?" Das waren lustige und schwierige Situationen zugleich: Einige Kinder hatten Angst vor den schon kräftigen Vögeln, andere liefen fröhlich auf sie zu.

Am Freitag stand nun die Übergabe der Schwanen-Bilder aus dem Kindergarten an die Ortsteilbürgermeisterin auf dem Programm. Die dreijährige Marlene war es schließlich, die mit Erzieherin Nancy König im Rücken die Bilder übergab.

Dabei informierte sie Kinder und Erzieherinnen, das bereits Schilder für die Straße am Torteich angefertigt wurden, auf denen auf die Schwäne hingewiesen wurde.

Am gleichen Tag erhielt Ortsteilbürgermeisterin Gorzelitz - die Schwäne vom Torteich in Gräfinau-Angstedt waren inzwischen auch Thema in den abendlichen MDR-Wettervorhersagen - Post aus Gräfenroda. In denen bot sich eine Frau Schröder an, die Tiere an einen ruhigeren, abseits gelegeneren Ort in der Natur und am Wasser zu versetzen. Dafür gab es jetzt "Grünes Licht" seitens der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Darüber freute sich nicht nur die Ortsteilbürgermeisterin, sondern auch viele andere Einwohner: "Dann sind die Tiere endlich weg von der gefährlichen Straße und können in Ruhe aufwachsen ".

Bilder