Gehren - Ring für Ring wird der 63 Meter hohe Schornstein des ehemaligen Sägewerkes abgetragen. "Alles Handarbeit", erklärte Georg Möller, Geschäftsführer der Cellulose Füllstoff-Fabrik (CFF) Gehren, wo sich Schornstein und Kessel befinden. "Eine Sprengung wäre zwar möglich und ebenso teuer gewesen, ist mir persönlich aber zu gefährlich. Wenn es aber keinen Unterschied in den Kosten macht, da ziehe ich den Abriss per Hand vor."

Auch wenn Möller als Geschäftsführer die ökonomischen Gründe ins Spiel bringt, der Abriss des Schornsteins ist kein Abbruch wie jeder andere: "Mit dem Schornstein fällt ein Stück Industriegeschichte der Stadt", erklärte Manfred Brandes, der gerade eine Dokumentation über den Schornstein erarbeitet. "Diese Geschichte geht zurück bis ins Jahr 1881, als Gehren ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Damals begannen die Firma Kirsch und Söhne gegenüber dem Bahnhof ein für jene Zeit modernes Sägewerk zu errichten, das lange Zeit so etwas wie ein industrieller Mittelpunkt von Gehren war." Die Firma selbst ist älter und stammt aus Gillersdorf, das aber mit der zunehmenden Industrialisierung als Firmensitz nicht mehr akzeptabel war. Gehren als ein Sitz der Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt galt da schon mehr. Zehn Jahre nach der Verlegung des Firmensitzes begann man am 1. März 1885 im neu errichteten Dampfsägewerk - im Volksmund "Dampfer" genannt; eine Bezeichnung, an die sich auch Georg Möller und Manfred Brandes noch erinnern können - die Arbeit mit sieben Gattern.