Altenfeld - Eigentlich ist es ja nichts Besonderes, wenn im Garten am Haus ein geschmückter Weihnachtsbaum steht. Für Weihnachtsbäume im Freien gibt es Beispiele genug, auch in Altenfeld, wo erst jüngst auf dem Platz des ehemaligen Ferienhauses "Holländischer Reiter" der zentrale Dorfweihnachtsbaum aufgestellt wurde. "Unser Bäumchen hier im Neuland soll keine Konkurrenz zum Baum in der Dorfmitte darstellen. Dass wir hier an der Ecke Masserberger Straße/Klemmsteinstraße erstmals einen Weihnachtsbaum aufstellen und schmücken, war die Idee von Glasbläsermeister Thomas Krannich", sagt Günther Becker. Er ist fürs Organisatorische, seine Frau Gisela fürs Kulinarische an diesem Mittwochnachmittag zuständig. "Im Frühjahr schmücken wir unsere Begegnungsecke mit einem Ostergesteck, stellen Bank und Tisch dazu; fertig ist der beliebte Treffpunkt, wo meistens die Frauen sitzen, aber auch uns Männern ein Feierabend-Bier schmeckt. Nun soll es zur Tradition werden, dass wir jedes Jahr Weihnachten mit dem geschmückten Bäumchen ein Symbol für gute Nachbarschaft, Zusammenhalt und gemeinsame Lebensfreude hier im Neuland setzen", meint Thomas Krannich. Er passt auf, dass die Männer den Baum ordentlich in die Senkrechte bringen. Vor 100 Jahren wurde das Terrain als neues Wohngebiet für den Ort ausgewiesen und Bauwilligen auf dem "Neuland" Grundstücke gegeben, wo vormals dichter Fichtenwald stand. In zehn Jahrzehnten wuchs im "Neuland" von Generation zu Generation eine gute Gemeinschaft. Man kennt sich, schätzt den Nachbarn, hilft sich untereinander und lästert auch mal gegen "die da oben im Dorf". Wenn man sich solche alten Geschichten erzählt, wie jene, als Anfang der zwanziger Jahre Wilhelm Pieck in Masserberg eine Wahlkampfrede halten wollte, in Altenfeld, unten im Neuland bei einem alten Genossen einkehrte, Klöße mit Bratenfleisch aß - es soll ein Hund gewesen sein, der aufgetischt wurde - um danach in Begleitung durch dicken Schnee nach Masserberg zu laufen, hören die Kinder gespannt zu. Dass 1976 die Masserberger Straße in "Wilhelm-Pieck-Straße" umbenannt wurde, war zu DDR-Zeit folgerichtig, genau wie die Rückbenennung vor einem Vierteljahrhundert. "Wir haben hier unter uns einen Voigt, einen König und einen Kaiser, aber keiner ist heute Nachmittag dabei, weil die alle arbeiten müssen", scherzt Manfred Wehner. Und so sind Ulli, Thomas, Günther, Manfred, Jürgen, Brigitte, Gisela, Helga und Petra zu Gange am Weihnachtsbaum. Max Arnold, der 7-Jährige, und Baby Luci Frieda im Kinderwagen staunen den Baum an. "Habt ihr aber schön gemacht", lobt Bürgermeister Peter Grimm zufällig vorbeieilend. Bratwurstdampf und Glühweinduft locken die anderen "Neuländer" aus ihren Häusern. Weihnachten kann kommen. tv