Großbreitenbach/Altenfeld - Es war wohl Ohnmacht, die sich Donnerstagabend sprach-lähmend über Großbreitenbachs Stadtrat legte. Der Stellungnahmen zum vermuteten Unsinn dieser höchst umstrittenen 380-kV-Trasse von Vieselbach über Altenfeld nach Redwitz waren die Stadträte müde.

Einstimmig hatten die Räte einst dafür gestimmt, diese Trasse bis vor Gericht ziehend zu verhindern. Das Bundesverwaltungsgericht (BVG) entschied am Donnerstag nur wenige Stunden vor der Ratssitzung. Und es entschied gegen die Interessen der Klagenden, die Vogelbrutgebiete, Baumbestände und Naturraum, die aber auch Tourismus und Geldbeutel aller Bürger zu schützen gedachten, sind doch nach ihrer Auffassung die Trasse für die Energiewende und damit auch die auf die Stromkunden umlegbaren Kosten gar nicht nötig. Großbreitenbachs Bürgermeister, Hans Jürgen Beier, der selbst nach Leipzig gefahren war, fasste am Abend im Stadtrat die Enttäuschung von Räten und wohl vieler Bürger über den Umgang mit deren Interessen so zusammen: "Der Stärkere hat gewonnen!" Das Gefühl eines Sachentscheids unter Abwägung aller Für und Wider konnte das BVG damit bei Klagenden nicht hinterlassen. Nur einmal hatte Beier Hoffnung auf ein Einschwenken des Gerichts auf die Großbreitenbacher Argumente, als Netzbetreiber 50Hertz in nahezu Erklärungsnot und Widersprüche hinsichtlich des Netzausbaus geriet. Doch habe die aktuelle Sachlage kaum eine Rolle für das BVG gespielt, konstatierte Beier, dass es sich vor allem auf die Gesetzeslage zurückgezogen habe. Demnach sei auch die Beteiligung der Betroffenen bei dieser Größe des Vorhabens ausreichend gewesen. Beier kritisierte, dass die energiepolitischen Maßnahmen der Bundesregierung nahezu durchweg "zu Ungunsten für uns ausgegangen sind und eher dienlich für 50Hertz" gewesen seien. Der Richter habe gleich zu Beginn anklingen lassen, dass jüngste Erkentnisse für dieses Verfahren nicht entscheidend seien. Die Verhandlung sei über zwei Stunden gegangen, er habe das Ende nicht abgewartet, so Großbreitenbachs Stadtoberhaupt. Der Beschluss sei nun zu akzeptieren, sagte Beier. Andreas Beyersdorf, der als Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Großbreitenbach die Stadtratssitzung als Gast aufsuchte, kommentierte das Urteil in einer Pause der Sitzung am Tisch so: "Ich war schon immer Realist."