Horhausen Gelungener Kraftakt

Christian Licha

100 Meter lang, 17 Meter breit und 15 Meter hoch: die neue Brücke für den Mainübergang in Horhausen hat beeindruckende Maße. Am Samstag wurde sie eingeschwommen.

 
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Horhausen - Dichter Nebel lag über dem Maintal, als die rund 40 Fachleute ihre Arbeit am Samstag pünktlich um 6 Uhr früh begannen. Jeder Handgriff musste an diesem besonderen Tag passen. Die Behelfsbrücke für den Mainübergang bei Horhausen wurde eingeschwommen und an ihre endgültige Position gebracht, damit der Verkehr auch während der weiteren Bauarbeiten reibungslos fließen kann.

Stabbogen nennt man das Tragwerk, das nun über den Main gelegt wurde. Rund ein Vierteljahr dauerten die Schweißarbeiten an Land auf dem Vormontageplatz, ehe die Konstruktion fertig war. Mit 100 Meter Länge, 17 Meter Breite und 15 Meter Höhe ist das kein alltägliches Bauwerk. Eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen Adam Hörnig, MCE und Glöckle verwirklichte mit ihrer professionellen Mannschaft das Vorhaben. Mit ihrer Bogenkonstruktion überspannt die Brücke den Main als Bundeswasserstraße stützenfrei. Eine Anprallsicherung für Schiffe, wie etwa bei Brückenpfeilern erforderlich wird, die im Main stehen, ist damit nicht erforderlich.

Aufgesetzt auf jeweils zwei KAMAG-Schwerlastwagen an den beiden Seiten, wurde das Brückenteil in Bewegung gesetzt. Immerhin stolze 1200 Tonnen galt es hier zu transportieren. Die Schwerlastwagen haben 16 Achsen, die sich mit Fernbedienung in alle Richtungen steuern lassen. Mit einem Knopfdruck lassen sich die Räder auch im Stand drehen. So wurde das eine Ende des Bauwerks auf große Pontons gefahren, die ein Schubschiff auf dem Main Richtung Westen schob. Das ganze Szenario dauerte etwa eine Stunde. Eine strom- und schiffahrtspolizeiliche Genehmigung sorgte dafür, dass der Baustellenbereich für den Schiffsverkehr gesperrt war. Die Strompolizei postierte sich mit Booten vorsichtshalber zusätzlich an den beiden Anfängen der gesperrten Strecke.

"Das ist pure Technik, die begeistert!", sagte Joachim Dietz, der Abteilungsleiter Brückenbau beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt. Insgesamt liegt man mit dem Brückenneubau perfekt im Zeitplan. Das Einschwimmen konnte sogar exakt an dem Tag verwirklicht werden, den die Planungen vorgaben. Auch bei dem Transport des Stahlbogens zum Bestimmungsort klappte alles einwandfrei, so Dietz. Es gab keinerlei Probleme oder unvorhergesehene Ereignisse. Freilich unterstütze das perfekte Wetter mit Windstille und einem ruhigen Main den reibungslosen Ablauf. Auch der Nebel beeinträchtigte die Arbeiten nicht.

Zum Schluss musste die Behelfsbrücke noch an einer Seite befestigt werden. Auf der anderen Seite muss sich die Brücke bewegen können, erklärte Dietz: "Bei einem Temperaturunterschied von zehn Grad bewegt sich die Brücke ungefähr einen Zentimeter". Deshalb gibt es auch bei jedem Brückenbauwerk die Dehnfugen an den Fahrbahnübergängen.

Um größere Menschenansammlungen während des zur Zeit herrschenden Teil-Lockdowns zu vermeiden, hatte das Staatliche Bauamt von dem Einschwimmen einen Livestream auf YouTube übertragen. Und der Plan ging auf. Hier und da waren einige Schaulustige vor Ort zu sehen, aber es gab keine Pulkbildungen. Dafür sorgte auch ein engagiertes Sicherheitsunternehmen, das mit seinen Mitarbeitern ebenfalls die Eingänge zur Baustelle überwachte.

Im Einsatz war auch die Bundespolizei die unbefugtes Übertreten der naheliegenden Gleisanlagen verhinderte. Die technische Umsetzung des Livestreams übernahm die Firma Kleeblatt Medien aus Augsburg. Geschäftsführer Stefan Heinrich war mit seinem Team nach Horhausen gekommen, um die Übertragung in das heimische Wohnzimmer zu verwirklichen. Insgesamt wurden auf der YouTube-Seite über 7000 Aufrufe registriert.

Einer, der mit gutem Beispiel während den momentan herrschenden Beschränkungen voraus ging, war Landrat Wilhelm Schneider. Auch er verzichtete auf einen persönlichen Besuch auf der Baustelle und schaute stattdessen den Livestream. "Ich danke allen Beteiligten für diese Glanzleistung", sagte Schneider in einem Telefoninterview. Das Landkreisoberhaupt fand es großartig, welche technischen Leistungen man heutzutage vollbringen könne. Für den weiteren Bauverlauf hofft Schneider, dass der Zeitplan weiterhin so perfekt eingehalten werden kann, denn die Horhäuser Mainbrücke sei eine sehr wichtige Straßenverbindung im Landkreis.

"Jetzt muss die Behelfsbrücke noch befahrbar gemacht werden", erklärte Joachim Dietz den weiteren Fortgang der Arbeiten. Unter anderem wird die Fahrbahn betoniert und ein Fuß- und Radweg angebracht. Im Juli soll dann der Verkehr über das neue Bauwerk rollen können, sodass die alte Brücke aus dem Jahr 1965 abgerissen werden kann. Vorher muss aber auch noch der Übergang über die Bahngleise und die Vorlandbrücke fertig gestellt werden. Später wird die Behelfsbrücke erneut verschoben, sodass sie dann endgültig den für viele Jahrzehnte den Verkehr auf der gewohnten Strecke aufnehmen kann. Das endgültige Bauende ist für das Frühjahr 2023 vorgesehen.

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