Hohe Preise Energiehändler fordern technologieoffene Energiewende

Viele Heizöl-Kunden kaufen kleinere Mengen, beobachten die Mitglieder des Verbandes der Energiehändler Foto: dpa/Christian Charisius

Der Verband der Energiehändler sieht seine Kunden nach wie vor benachteiligt. Auch die Millionen Haushalte, die mit Öl oder Pellets heizen, müssten entlastet werden.

 
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Trotz stark gestiegener Ölpreise können die meisten Heizölkunden ihre Rechnungen weiter bezahlen. Es habe keine nennenswerte Anzahl an Kreditausfällen gegeben und auch die Nachfrage nach Finanzierungskonzepten habe sich nicht wesentlich erhöht, erklärte der Verband für Energiehandel (VEH) Südwest-Mitte in Mannheim. In ihm sind auch Heizöl- und Pellet-Händler aus Thüringen organisiert. Allerdings seien in diesem Jahr kleinere Durchschnittsmengen verkauft worden. „Der Kunde ist gewöhnt, seine Heizölmenge zu bezahlen“, sagte VEH-Vorstand Thomas Rundel. Er forderte die Politik auf, den bereits angekündigten Entlastungen für Strom- und Gaskunden nun auch Hilfen für Haushalte folgen zu lassen, die etwa mit Öl oder Pellets heizen. Auch die Brennstoffe, die nicht Leitungsgebunden seien, hätten sich deutlich erhöht.

Allerdings scheint die Politik diesem Wunsch eher nicht nachkommen zu wollen. „Mit dem Gaspreispreisdeckel wurde die Überforderung der Gaskunden verhindert. Ohne ihn wäre der Gaspreis um das Sechs- bis Zehnfache höher als vor der Krise. Mit dem Gaspreisdeckel wird er auf circa das Zwei- bis Dreifache gedeckelt. Das sind ungefähr die Preisanstiege, die wir bei Heizöl und Pellets sehen. Es ist zu erwarten, dass der Gaspreis dauerhaft auf hohem Niveau bleiben wird, der Öl- und auch der Pelletpreis eher wieder sinken wird. Das sieht man bereits am aktuellen Spritpreis: Diesel ist gerade in Hildburghausen bei 1,739 Euro, der Höchstpreis war im März 2022 bei 2,29 Euro“, erklärte der Südthüringer FDP-Bundestagsabgeordnete Gerald Ullrich auf Nachfrage. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hatte zuletzt berichtet, die Bundesregierung strebe Entlastungen für Heizöl-Kunden allenfalls in einzelnen Härtefällen an

Von derzeit diskutierten Übergewinnen oder Zufallsgewinnen angesichts der hohen Energiepreise könne für die mittelständischen Händler aber keine Rede sein, erklärte Rundel. Vielmehr seien die Händler gefragt, Preise abzufedern und den Menschen wirtschaftliche Konzepte zu liefern, die sie sich auch leisten können.

Die Verbrauchspreise für Heizöl seien derzeit im Jahresvergleich eher niedrig. Das führe dazu, dass viele Kunden jetzt noch mal ihre Tanks füllen wollen, um durch den Winter zu kommen, sagte Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke. Wie sich der Ölpreis weiter entwickle, sei schwer zu sagen. Er gehe aber davon aus, dass der untere Rand der Preisentwicklung erreicht sei und es eher wieder nach oben gehe.

Für die Zukunft fordert der Verband eine Technologieoffenheit für die Energiewende in Deutschland. Es sei falsch, einzelne Energieträger zu verbieten oder ins Abseits zu drängen. Öl werde auch in Zukunft gebraucht, ob nun als Rohstoff für die chemische Industrie oder zum Heizen. Die Branche arbeite zudem an klimaneutralen Alternativen, wie etwa Heizöl auf Basis von gebrauchten Speisefetten. Auch synthetische und damit klimaneutrale Brennstoffe seien für die Zukunft eine Option, der sich Deutschland nicht verschließen dürfe, forderte Funke.

Auch ein Verbot von Ölheizung lehnt der Verband ab. Dieses sei aus seiner Sicht auch rechtlich nicht durchsetzbar. Stattdessen müssten alte Ölheizungen durch neue, effizientere ersetzt werden. Auch das sei ein wertvoller Beitrag zur Absenkung des CO2-Ausstoßes. Ab 2026 dürften im Neubau ohnehin nur noch Ölheizungen in Hybrid-Form, also in Kombination mit erneuerbaren Energien wie Solarthermie oder Wärmepumpen, verbaut werden. Das sei der Weg in die Zukunft.

„Die Diskussion über Verbote verunsichert die Verbraucher und führt letztendlich zu einem Sanierungsstau, weil die Hausbesitzer nicht wissen, für welches System sie sich nun entscheiden sollen“, warnte Funke. Immerhin wurden auch in diesem Jahr mehr als 45 000 Ölheizungen neu in Deutschland installiert. Vor allem im Süden Deutschlands wird nach wie vor viel mit Öl geheizt. In Hessen liegt der Anteil der Ölheizungen bei fast 35 Prozent. In Baden-Württemberg sind es mehr als 33 Prozent und im Saarland heizen rund 37 Prozent der Haushalte mit Öl. Thüringen liegt mit einem Anteil von 12,6 Prozent deutlich unter dem bundesweiten Wert von 25 Prozent. Dafür ist in Thüringen der Anteil der Gasheizungen mit mehr als 38 Prozent besonders hoch.

Wie sich der von der Europäischen Union (EU) beschlossene Preisdeckel auf russisches Öl auswirken werden, sei derzeit noch offen, hieß es vom VEH. Es sei gut möglich, dass dieser aktuell schon eingepreist sei. Es sei schwer vorherzusagen, wann bei den Energiepreisen wieder eine gewisse Normalität erreicht werde, so Funke. Klar scheint aus seiner Sicht aber, dass Preisniveaus wie vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine so schnell nicht wieder erreicht würden. Zudem bleibe abzuwarten, wie sich die Corona-Politik in China weiterentwickele. „Wird diese gelockert und die Wirtschaft springt wieder in vollem Umfang an, dann wird auch aus China die Nachfrage nach Öl noch einmal steigen und den Preis beeinflussen“, so Funke weiter. Der VEH vertritt etwa 350 Firmen aus dem Energiehandel in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hessen, dem Saarland und Thüringen.

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