Als mögliche Ursache für die vergleichsweise frühe und heftige Grippe- beziehungsweise Atemwegsinfekt-Saison gilt indes die Corona-Pandemie. Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht, erhöhte Hygienemaßnahmen und auch Schul- und Kindergartenschließungen wirkten nicht nur gegen Corona-Infektionen, sondern auch Grippeausbrüche. In den vergangenen Jahren sei die Bevölkerung weniger mit dem Influenzavirus in Kontakt gekommen, sagt etwa die Landesgeschäftsführerin der Barmer, Birgit Dziuk. Sie hatte im Herbst bereits geworben: „Da das Immunsystem über zweieinhalb Jahre weniger trainiert wurde, ist die Grippeschutzimpfung in diesem Herbst um so wichtiger.“
Gewisse Dunkelziffer
Andere mögliche Erklärungen für das frühe Auftraten der Grippe könnten der aktuell zirkulierende Influenza-A-Stamm sein – oder aber die immer weiter reduzierten Corona-Maßnahmen. Dies lasse sich anhand der vorliegenden Daten jedoch nicht auseinander dividieren, so der Münchner Virologe Keppler.
Die amtlich erfassten Zahlen geben allerdings nur einen unvollständigen Überblick über das tatsächliche Infektionsgeschehen. Gemeldet werden in der Regel nur die mittels Labordiagnostik bestätigten Erkrankungen. Viele Ärzte verzichten aber wegen der meist eindeutigen klinischen Symptome auf eine solche Diagnostik. Entsprechend ist von einer gewissen Dunkelziffer auszugehen.