Himmlisches Schauspiel Wie ein Krach unter Göttern

Antje Kanzler
Einer der seltenen Augenblicke in denen beide Wolkengiganten gleichzeitig „zu Wort“ kommen. Die meiste Zeit blitzen sie sich abwechselnd an, ähnlich wie in einem Streitgespräch. Aufgenommen in Herpf. Foto: /Sabine Elze

Selten in letzter Zeit hat ein Naturschauspiel die Region so fasziniert wie das Sommergewitter am Montagabend. Leuchtende weiße Wolkengiganten vor einem ansonsten dunkelblauen Abendhimmel, die sich miteinander zu streiten schienen.

 
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War’s ein Donnerwetter zwischen dem temperamentvollen Donnergott Thor und seinem Vater Odin, die bei einem heftigen Familienkrach kurzzeitig die Fassung verloren und sich zornig anblitzten? Oder doch eher ein himmlisches Fotoshooting auf Wolke sieben und neun? Das hätte man sich mit etwas Fantasie auch vorstellen können, denn das Blitzlichtgewitter hielt sich im Wolkeninneren und leuchtete die Türme von drinnen aus wie ein Fotograf den Raum, wenn er bei seiner Kamera den Blitz auslöst.

Ein Gewitter jedenfalls malt man sich doch eher mit einem bedrohlichen Himmel voller dunkler Regenwolken aus, zwischen denen riesige Lichterzacken aufblitzen und den Himmel zerreißen. Die Menschen in früherer Zeit sahen diese angsteinflößenden Energieerscheinungen als göttliche Warnungen und Bestrafungen an, zumal ein solcher Blitz tatsächlich Unheil bringen und in Haus und Mensch einschlagen kann, wie man wohl weiß.

Dieses Gewitter aber am späteren Montagabend war anders. Zwei leuchtend weiße Wolkentürme – einer größer als der andere und schon vor dem Donnerwetter bemerkenswerte Erscheinungen –, beherrschten den Himmel, während es in ihrem Inneren zusehends brodelte. Ähnlich wie bei einem Streitgespräch wechselten sich die Himmelsriesen mit ihren Leuchtzeichen ab. Die Wolken strahlten wie Lampen, deren Glühbirne man gerade anknipst. Doch Blitze hinüber zum anderen schleuderten die beiden Streithähne nicht. Auch der Sommerregen hielt nicht allzu lange an.

Jedenfalls war das Naturphänomen offenbar weit spannender anzuschauen als das lahme sommerliche Immer-nur-Wiederholungs-Fernsehen. So hingerissen schienen die zahllosen Gewitterbeobachter, die wohl der Krach zu später Stunde an die Fenster gelockt hatte, dass sie unverzüglich bei Whatsapp oder Facebook ihre Foto- und Filmaufnahmen des bemerkenswerten Schauspiels teilten. Die unzähligen Veröffentlichungen zeigten überall in der Region dasselbe faszinierende Bild: in Stepfershausen genau wie in Unterkatz, in Herpf oder Sülzfeld, in Meiningen oder Mehmels, in Helmershausen oder Wohlmuthausen.

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