So emotional hin- und hergerissen wohl jeder Mensch in einer solchen Ausnahmesituation reagieren würde, galt es für die Handballer, sich auch auf die geretteten Menschen im Bus zu konzentrieren. Wie der Vereinsvorstand und der Koordinator erklären, nahmen sie überwiegend Mütter und deren Kinder mit. „Den Umständen entsprechend geht es ihnen auch gut. Wir hatten genügend Spendenmaterial dabei“, berichtet der Haupt. Besonders die Kinder konnte das Team aus Ehrenamtlichen mit Spielzeugen und Süßigkeiten ein bisschen aufmuntern und ablenken.
Zudem schätzte man sich glücklich, dass am neuen Treffpunkt größere Versorgungspunkte aufgebaut waren, sogenannte Medical Centers. „Von dort haben wir noch drei Leute mitgenommen, die Sonneberg als Transit-Stadt nutzen möchten“, heißt es. Manche von ihnen werden also von der Spielzeugstadt aus weiter zu Freunden in Deutschland reisen Mit ein paar von ihnen haben sich die Thüringer auf Englisch unterhalten. Haupt berichtet unter anderem von einer jungen Frau mit zwei kleinen Kindern, die unweit der stark unter Beschuss stehenden Hauptstadt Kiew lebte. Sie habe mit ihren Kindern zunächst in einem Keller Schutz gesucht, musste dann stundenlang in einem überfüllten Zug stehend gen Grenze fahren und wurde letztendlich zufällig vom Team aufgelesen.
Nach allen Strapazen traf der Reisebus mit zunächst 26 Menschen gestern am frühen Nachmittag im Stadtteilzentrum „Wolke 14“ im Wolkenrasen ein. Dort kümmerte man sich weiter um die Ukrainer und führte die Familien zusammen.
Geschafft, aber froh über weitere neue Nachrichten zeigt sich das SHV-Mitglied am Freitagabend am Telefon: „Wir haben mittlerweile erfahren, dass auch die elfköpfige Teilgruppe die Ukraine über einen slowakischen Grenzübergang verlassen konnte.“ Außerdem sind parallel zum Reisebus noch die „Handballbusse“ des Vereins in Länder wie Polen gefahren, um dort Angehörige abzuholen, die schon vor dem Start des Vorhabens auf der Flucht nach Westen waren. „Damit haben wir etwa 50 Menschen geholfen. Da wurden mitunter Mütter von ihren Kindern getrennt. Wir hatten eine Schwangere und Kleinkinder an Bord“, schildert der Sonneberger die Situation.
Er appelliert an alle, die helfen möchten, dies auch zu tun: „In Polen warten tausende Menschen am Bahnhof auf Züge nach Deutschland. Da werden aus zwei Tagen drei, aus dreien, vier. Und es werden immer mehr Menschen.“ Dennoch ist bei solchen Plänen Vorsicht geboten: „Das muss man einfach sagen: Wir hatten einen Schutzengel. Und nur dank des Zusammenspiels zwischen der Stadtverwaltung Sonneberg, den Ehrenamtlichen und dem Verein war diese Aktion ein Erfolg.“