Hildburghausen Gefahr durch Nässe, Laub und Wild

Kollisionen mit Wildtieren gehören zu den Gefahren im Herbst. Foto: dpa/Patrick Pleul

Nach einer unfreiwilligen Rutschpartie ist das Auto eines jungen Mannes Schrott. Nasse, mit Herbstlaub belegte Straßen und Wildwechsel in der Dämmerung gelten aktuell als die Gefahren im Straßenverkehr.

 
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Ein 19-Jähriger ist in Schönbrunn mit seinem Wagen von der Fahrbahn abgekommen und hat sich dabei mehrfach überschlagen. Der junge Mann wurde verletzt, sein Auto ist Schrott. Der Unfall ereignete sich gegen 20 Uhr am Sonntagabend. Dabei war der Fahrer mit seinem BMW auf der regennassen Neustädter Straße in Schönbrunn unterwegs, die zudem mit Laub bedeckt war. Nach Angaben der Polizei könnte dies den Unfall begünstigt haben. Zudem fuhr der 19-Jährige offenbar mit überhöhter Geschwindigkeit, als er am Ortsausgang in Richtung Gießübel die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und nach links von der Fahrbahn abkam. Bei dem Unfall wurden ein Strommast, ein Lichtmast sowie zwei Telefonmasten beschädigt. Die Straßenbeleuchtung und Telefonanschluss in Schönbrunn und Gießübel fielen aus.

Die Polizei schätzt den Sachschaden auf etwa 22 000 Euro. Das Fahrzeug des jungen Mannes wurde dabei komplett zerstört und ist nur noch Schrott. Dass der Fahrer, dessen Auto sich überschlagen hatte, nur leicht verletzt wurde, ist wohl großes Glück. Er wurde zur medizinischen Versorgung umgehend ins Klinikum Suhl gebracht.

ADAC warnt vor Gefahren im Herbst

Mit dem Einzug des Herbstes steigt die Gefahr auf den Straßen durch Regen und Laub, warnt auch der ADAC Nordrhein und gibt wichtige Tipps, um sicher durch die rutschige Jahreszeit zu kommen. Neben der Zwei-Sekunden-Regel betonen die Experten die Bedeutung von reduzierter Geschwindigkeit und angemessenem Abstand.

„Wenn die Tage im Herbst kürzer werden und die Straßen durch Regen, Laub und Erntegut gefährlich rutschig sind, ist es Zeit, Ihre Fahrweise anzupassen“, fordert ein ADAC-Sprecher. Sogar moderne Fahrzeuge mit elektronischen Helfern wie ABS und ESP könnten bei solchen Bedingungen an ihre Grenzen stoßen.

Zwei der wichtigsten Maßnahmen, um sicher durch den Herbst zu fahren, seien angepasste Geschwindigkeit und das Einhalten eines angemessenen Abstands. „Allein auf nasser Straße verlängert sich der Bremsweg bei einer Vollbremsung aus einer Fahrt mit 50 Stundenkilometern im Vergleich zu trockenem Asphalt von elf auf 20 Meter. Reduzierte Geschwindigkeit und Abstand sind also unerlässlich“, heißt es in der Mitteilung eindringlich.

Der ADAC rät zu einer einfachen Methode, um den richtigen Sicherheitsabstand zu gewährleisten: die Zwei-Sekunden-Regel. Dies bedeutet, dass sich Kraftfahrer einen markanten Punkt an der Straße suchen und erst dann weiterfahren sollten, wenn das Fahrzeug vor ihnen diesen Punkt passiert hat. Währenddessen sollten sie langsam „21, 22“ zählen. „Wenn Sie eher dort ankommen, ist Ihr Abstand zu gering und sollte vergrößert werden“, so der Hinweis.

Darüber hinaus sei langsames Fahren generell eine gute Methode, um das Risiko des Rutschens zu minimieren. „Wenn Ihr Auto dennoch ins Rutschen gerät, hat der ADAC einige hilfreiche Ratschläge parat: Lassen Sie den Fuß vom Gas, kuppeln Sie aus und lenken Sie gegen die Rutschrichtung. Gleichzeitig sollten Sie behutsam bremsen. Das reduzierte Tempo allein hilft oft dabei, das Auto wieder unter Kontrolle zu bringen. Falls dies nicht ausreicht, ist eine Vollbremsung die letzte Option“, so der Sprecher des Automobilclubs weiter.

Auch bei Autos mit Automatikgetriebe würden ähnliche Prinzipien gelten: „Auch hier sollten Sie den Fuß vom Gas nehmen, die Schaltstufe jedoch nicht verändern. Mit Gefühl lenken Sie gegen die Rutschrichtung und bremsen behutsam. Wenn das Auto nicht auf diese Maßnahmen reagiert, ist eine Vollbremsung unumgänglich“, heißt es.

Die Kollision mit Wildtieren bringen dagegen Forstexperten als weitere Gefahr dieser Tage und Wochen im Straßenverkehr ins Gespräch. „Die herbstlichen Witterungsverhältnisse, speziell in der Dämmerung, stellen viele Autofahrer vor besondere Herausforderungen. So suchen Wildtiere wie Rot-, Reh- oder Schwarzwild neue Einstände im Wald auf, weil die Felder abgeerntet sind und weder Futter noch Sichtschutz bieten. Dabei kreuzen sie regelmäßig öffentliche Straßen. Kürzere Tageshelligkeit und verstärkter Wildwechsel führen dazu, dass die Zahl der Wildunfälle im Herbst deutlich zunimmt. Die Wildexperten von Thüringenforst raten daher Auto- und Motorradfahrern gerade in den Morgen- und Abendstunden zu größter Vorsicht beim Befahren von Straßen durch Waldgebiete und an Feldrändern“, betont Thüringenforst-Sprecher Horst Sproßmann. „Wenn Wild zu sehen ist: kontrolliert abbremsen, hupen und abblenden. Achtung: Wo ein Wildtier die Straße überquert, folgen oft weitere!“

5000 bis 8000 Wildunfälle in Thüringen

Seit Jahren schwanken die Wildunfallzahlen in Thüringen zwischen 5000 und 8000 Fällen – bundesweit ereigneten sich in der Jagdsaison 2021/22 fast 240 000 Wildkollisionen. Der durchschnittliche Wildschaden am Auto wird dabei mit mehr als 3000 Euro beziffert und üblicherweise durch die Teilkaskoversicherung geregelt. Und was soll man vor Ort tun, wenn es zu einem Wildunfall gekommen ist? Die Forstleute empfehlen: Ruhe bewahren und die Polizei oder den Jagdausübungsberechtigten, meist der Jagdpächter, rufen. Ist das Tier vor Ort verendet, warten bis die Polizei eintrifft. „Ist das Tier verletzt und immobil am oder in der Nähe des Unfallortes, keinesfalls das Wild durch Streicheln oder Zureden zu beruhigen versuchen. Das Wildtier kann in Panik beißen, um sich treten oder mit dem Gehörn schlagen“, warnt Jörn Ripken, Thüringenforst-Vorstand.“ Besser etwas abseits auf Hilfe warten.

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